Seite wählen
Zwischen den Zeilen

Zwischen den Zeilen

Wie Achtsame Kommunikation zum Erfolg zivilgesellschaftlicher Initiativen beiträgt

Und wieder führte die erst angeregte Diskussion zu mehr Streit denn konstruktiver Einigung. Da kommen engagierte und motivierte Menschen zusammen, um gemeinsam in einem Projekt, einer Initiative oder sozialen Bewegung etwas Wesentliches zu verändern und was passiert? Zermürbendes Hin-und-Her und blockierende Dynamiken. Im besten Fall Missmut oder Frustration und im schlimmsten Falle eine Trennung des gemeinsamen Wirkens. Das ist nicht nur ärgerlich und enttäuschend, es macht traurig. Denn da ging es um etwas.

Eine neue Gesprächskultur wagen

Im Folgenden will ich den Ansatz vorstellen, wie Gewaltfreie Kommunikation den Bestand und Erfolg zivilgesellschaftlicher Initiativen unterstützen kann. Und – auch wenn es zunächst ungewöhnlich anmuten mag – inwiefern eine Kultur der Achtsamkeit für eine diskurs- und handlungsorientierte Zusammenarbeit sinnvoll ist.

Schlammschlacht-Dynamik oder rationale Debatten?

Zwischenmenschliche Konflikte gibt es einfach und sie machen auch vor gemeinnützigen Projekten und sozialen Bewegungen mit den engagiertesten Absichten nicht Halt. Die Frage ist vielmehr, wie man ihnen begegnet. Eine mehr oder weniger offen emotionale Schlammschlacht-Dynamik auf eine rationale Debattierebene zu heben funktioniert manchmal, aber nicht immer (und selten langfristig). 

Oftmals kommen Unstimmigkeiten in Prozessen der Entscheidungsfindung hervor, aber auch in inhaltlichen Diskussionen kann sich gerne mal eine Streitdynamik entwickeln, in der sich dann einfach die “stärkere”, lautere Person durchsetzt. Die Momente und Faktoren der eigenen Gruppe zu kennen, in denen es öfter hochkocht, hilft dabei, passende lösungsorientierte Alternativen zu finden.

Gesprächsführung geeignet strukturieren

Achtsame Kommunikation in NGOs

Im ersten Schritt ist zu überlegen, wie die Gesprächsführung anders strukturiert werden kann, um auch bei starken Kontroversen geordnete Diskussionen zu ermöglichen. Und um die einzelnen Stimmen ohne Hervorhebungen nebeneinander hören zu können (Stichwort Redegegenstand, Redezeit, Handzeichen, Moderation oder Ähnliches). 

Womöglich ließen sich auch die Abstimmungstools hinterfragen, um besser geeignete Alternativen zu finden. Meiner Erfahrung nach wirken auch Redekreise, also Besprechungen in Kreisform, erstaunlich anders als um einen Tisch oder in Reihen. Mit den Rahmenbedingungen lässt sich gut experimentieren, um herauszufinden, was die Gruppe braucht, um konstruktiv zusammenzuarbeiten. 

Worüber es sich (auch) zu sprechen lohnt

So wesentlich Rahmengebung und geeignete Tools sind, reichen diese Überlegungen manchmal nicht aus. Darüber hinaus stellt sich eine andere Frage: Worüber sprecht ihr genau, welche Ebenen der Zusammenarbeit werden tatsächlich adressiert, welchen allzu menschlichen Themen wird Raum eingeräumt und welchen nicht? 

Selbstredend steht im Kontext eines gemeinsamen sozialen Engagements für eine bestimmte Sache die Einigung über sachliche, Vernunft basierte, gar intellektuelle Argumente im Vordergrund. Für viele engagierte Aktivist*innen zeichnet sich politische Arbeit gerade durch Kopfarbeit und theorieorientierte Debatten aus. 

Mit Herzblut für die Sache

Das Wesen von Konflikten ist ja aber nicht nur, dass Vorstellungen, Strategien oder Ziele divergieren, sondern dass sie emotional sind. Und die Motivation, die hinter persönlichem Engagement steht, ist das tatsächlich zumeist auch. Hinter den Überzeugungen stehen Leidenschaften. Mit der Theorie ist die Begeisterung dafür verwebt. 

Und diese Dinge – zwischen den Zeilen – bleiben ausgespart. Die Herzensebene wirkt zwar banal und verletzlich, ist jedoch entscheidend. Und kaum artikuliert.

Jede*r Einzelne legt ihr oder sein Herzblut in die Sache, ist mit Passion und aus voller Überzeugung involviert. Eine Kränkung passiert dort auch leichter, wo diese ganz nah am Eigenen liegt; wo es darum geht, sich damit zu verwirklichen. 

Und ist es da nicht umso erstaunlicher, dass genau diese persönliche Involviertheit mit Wünschen, Bedürfnissen und Gefühlen kaum Worte finden? 

Als würden sie der Sache einen Abbruch tun. Doch das Gegenteil ist der Fall.

Beachtete Emotionen befreien das Denken

Finden Emotionen und echte Bedürfnisse einen eigenverantwortlichen Ausdruck und bei den anderen Mitwirkenden Gehör, passiert etwas, das sich durchaus konstruktiv auf die weitere inhaltliche Zusammenarbeit auswirkt: 

Es klärt sich etwas. 

Knoten lösen sich, neue Perspektiven und ein anderes Verständnis der Dinge können entstehen. Allzumenschliche Empfindungen lassen sich tatsächlich leichter von der Sache unterscheiden, wenn sie direkt adressiert werden. Im besten Fall befreit es das gemeinsame Denken und gibt neue, wesentliche Impulse für weitere Aktivitäten.

Achtsamkeit ist politisch

Das Konzept der Achtsamkeit mag in diesem Kontext etwas ungewöhnlich anmuten. Meiner Erfahrung nach ist sie dabei weder unpolitisch, noch macht die Absicht der Wertfreiheit handlungsunfähig. 

Achtsame Kommunikation in zivilgesellschaftlichen Initiativen

Gerade in konflikthaften Situationen trägt eine innere Haltung von Offenheit, Unvoreingenommenheit, Aufmerksamkeit und Zugewandtheit dazu bei, der oder dem Anderen empathisch zu begegnen und damit im Gespräch zu bleiben. Manchmal braucht ein Gedanke Raum. 

Beides zu kennen ist wichtig, um bestmögliche Kompromisse, Lösungen und Einigungen zu schaffen.

Beides achtsam anzuerkennen gibt der gemeinsamen Handlungsfähigkeit neuen Antrieb, ohne dass Einzelne die eigene Position vernachlässigen müssten oder sich dazu gezwungen sähen, aus dem Projekt oder der Bewegung auszusteigen. 

 

Wie lässt sich das in der Praxis anwenden?

Egal, ob ein Projekt ganz am Anfang steht, oder ob es sich in einer konfliktbeladenen Krisensituation befindet: Setzt euch im Redekreis zusammen. Dabei geht es (noch) nicht um Inhalte, sondern um das jeweils persönliche und gemeinsame Wesentliche:

  • Was bringt dich zum Thema?
  • Was erwartest du dir von dem Projekt?
  • Was ist dir wichtig? 

Sich als Gruppe auf die gemeinsamen Werte und Visionen (Ziele) zu besinnen, ist weiterführend förderlich, um einer Sache wieder Aufwind zu geben. Erarbeitet diese gemeinsam, sollten sie noch nicht definiert worden sein. 

Dieser Fokus auf das Gemeinsame schafft in zerbrechlichen Situationen wieder Verbundenheit und Zusammenhalt über das Individuelle hinaus. Es stärkt die Motivation und schärft den Blick wofür man bereit ist, Kompromisse einzugehen.

Gewaltfreie Kommunikation beugt Konflikten vor

Das Modell der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) eignet sich dafür, euch – abseits der meinungsbildenden Debatte – achtsam über das persönliche emotionale Erleben in Bezug auf spezifische problemhafte Themen auszutauschen. Basis der GFK nach Marshall Rosenberg ist die oben erwähnte Empathie dem oder der Anderen gegenüber. Außerdem gilt es, eigenverantwortlich für eigene Gefühle, Bedürfnisse und Ich-Formulierungen zu bleiben. 

Das Modell besteht aus 4 Schritten:

Achtsame Kommunikation in Initiativen

  1. Beschreibe (wertfrei) eine konkrete Beobachtung (Sinneswahrnehmung), die dein Wohlbefinden beeinträchtigt. 
  2. Drücke dein Gefühl aus, das dadurch ausgelöst wird (Ich-Aussage).
  3. Benenne dein hinter dem Gefühl liegendes Bedürfnis (etwas, das du brauchst und unerfüllt ist; Ich-Aussage).
  4. Formuliere eine handlungsorientierte konkrete Bitte und beachte, dass die*der Andere frei ist, dies nicht zu erfüllen (es ist ein Wunsch, keine Forderung).

 

Anschließend kann die*der Andere in ebendieser Weise das Eigene ausdrücken. Eine Einigung gelingt somit durch ein besseres gegenseitiges Verständnis für das, was hinter saloppen Äußerungen, Handlungen und Verhaltensweisen liegt. 

Achtsame Kommunikation ist sicher kein Universalmittel. Aber ich bin überzeugt, dass sie es vermag, genauso im Kontext zivilgesellschaftlichen Engagements und sozialer Bewegungen Beziehungen positiv zu fördern. Denn gerade persönliche Verbundenheit schafft eine gelingende Zusammenarbeit und stärkeren Zusammenhalt für die gemeinsame Sache. Einen Versuch ist es wert.

Möchtest du noch genauer wissen, worauf es bei Achtsamer Kommunikation ankommt? Willst du für dich klären, wo du in Bezug auf das achtsame Kommunizieren stehst und wo du am besten ansetzen kannst, um Gespräche gewaltfrei verlaufen zu lassen? Dann hole dir direkt meine kostenfreie Infografik & Checkliste (PDF-Datei).


Anna Kromer

Mag.a Anna Kromer hat Medienwissenschaft studiert und ist als Kommunikationstrainerin und Coach in freier Praxis in Wien sowie online tätig. Sie begleitet Frauen* dabei, eigene Strategien zu entwickeln, um Konfliktmomente gut zu meistern. Schwerpunkte sind u. a. der Umgang mit Emotionen, die Lösung von Konfliktdynamiken und Entwicklung von Selbstsicherheit im Gespräch. Basis für ihre Arbeit ist die Gewaltfreie Kommunikation (n. M. Rosenberg).

Anna Kromer im Internet:
Facebook
Instagram
Website

Nennt die Dinge beim Namen

Nennt die Dinge beim Namen

Wieso „Anti-Corona-Demos“ keine sind

In Zeiten, in denen Trauermärsche nach rechtsterroristischen Attentaten nicht stattfinden dürfen, schützt der Staat Demonstrationen sogenannter Covidioten. Was für ein Wort! Diese Menschen sind keine Idioten, sondern Demokratie gefährdende, mit Rechtsextremen verbündete Egoisten. Sie sagen, sie hätten Angst um ihre Freiheit und bringen dabei das Leben so vieler Menschen wissentlich in Gefahr.
Das Video einer gewissen Jana aus Kassel macht mich nicht nur sprachlos, sondern wütend. Sich mit Menschen wie Sophie Scholl und Anne Frank zu vergleichen, während man staatlich geschützt auf einer professionellen Bühne steht, obwohl man sich nicht an gesetzliche Regelungen hält, hinkt nicht einfach nur. Nein, es verharmlost den Holocaust.
2020 hat so einige Überraschungen für uns parat. Und vor allem zeigt es uns die hässliche Fratze rechter, verschwörungstheoretischer Strömungen, die leider und offensichtlich in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen sind. Das sind keine „Anti-Corona-Demos“, denn gegen Corona sind wir doch alle, oder?

Und dies ist keine Erbsenzählerei, denn das Wording ist wichtig! Lasst uns die Dinge beim Namen nennen!

Abstruse Verschwörungstheorien werden durch die Menschen und ihren Platz in den Medien salonfähig gemacht. Das sind keine Spinner, die wir weg lachen können, denn Ihr Einfluss auf die Gesellschaft und auf unser Denken ist einfach zu groß dafür. Sie befinden sich nicht am Rande, sondern in der Mitte unserer Gesellschaft. In Deutschland, den USA und in vielen anderen Ländern dieser Welt.

Durch Bezeichnungen wie „Anti-Corona-Demos“, „besorgte Bürger“ und „Covidioten“ verharmlosen wir Menschen, die sich offensichtlich gegen unsere demokratische Grundordnung stellen. Menschen, die unglaubliche Verbrechen gegen die Menschlichkeit klein reden, von einer nicht vorhandenen Impflicht faseln und vor allem an eines denken: sich selbst. Es sind Menschen, die sich selbst vielleicht nicht als Rechtsextrem einstufen, jedoch kein Problem damit haben, fröhlich neben Hitlergruß-zeigenden Menschen zu demonstrieren.

Und was hat schon Martin Luther King, Jr. gesagt?

„He who passively accepts evil is as much involved in it as he who helps to perpetrate it. He who accepts evil without protesting against it is really cooperating with it.“
Martin Luther King, Jr.

Worte prägen unsere Wahrnehmung.
Bleibt nicht still, sondern nennt die Dinge beim Namen!

In 14 Schritten zum perfekten digitalen Meeting

In 14 Schritten zum perfekten digitalen Meeting

Das Jahr 2020 brachte uns nicht nur einen trockenen, heißen Sommer, sondern für viele Menschen auch einen Sprung ins kalte Wasser: Plötzlich müssen wir alle digital kommunizieren. Und schnell zeigte sich: Steife Nacken, unkonzentrierte Zuhörende und sich ewig in die Länge ziehende Monologe sind in Online-Konferenzen leider keine Seltenheit. Doch das muss so nicht sein! Der digitale Raum gibt uns wunderbare Möglichkeiten, inklusiv, ressourcenschonend und menschlich nah zu kommunizieren. Ich zeige Ihnen, wie!

Bevor ich meine Erfahrungen mit Ihnen teile, möchte ich Sie auf ein kleines Gedankenexperiment mitnehmen. Mit der folgenden Übung (per PDF herunterladbar), können Sie für sich selbst herausfinden, was ein gutes Meeting für Sie ausmacht und was Ihnen oftmals fehlt.

In 14 Schritten zum perfekten digitalen Meeting

Finden Sie heraus, was ein gutes digitales Meeting für Sie ausmacht! Wenn Sie hier Ihren Namen und Ihre Mailadresse eingeben, können Sie kostenfrei ein Übungsblatt dafür herunterladen!

Ihre Anmeldung konnte nicht gespeichert werden. Bitte versuchen Sie es erneut.
Ihre Anmeldung war erfolgreich.

Die Übung für ein perfektes digitales Meeting

Nach Angabe Ihrer Mailadressen bekommen Sie das PDF kostenfrei zugeschickt!

Wir verwenden Sendinblue als unsere Marketing-Plattform. Wenn Sie das Formular ausfüllen und absenden, bestätigen Sie, dass die von Ihnen angegebenen Informationen an Sendinblue zur Bearbeitung gemäß den Nutzungsbedingungen übertragen werden.

Was ist Ihnen aufgefallen und was nehmen Sie sich für die Zukunft vor? Schreiben Sie es gerne in die Kommentarfunktion!

Auch ich habe mir viel Gedanken dazu gemacht, was ein wirklich gutes Meeting ausmacht. Mit den folgenden Schritten weise ich Ihnen den Weg hin zu einem perfekten digitalen Meeting.

Eine richtig gute Online-Konferenz

Meine Erfahrung zeigt, dass Folgendes beachtet werden sollte:

  1. Ein*e Moderator*in führt bestenfalls durch das Meeting/ den Call/ den Workshop – und ist weder Chef*in, noch Input-Geber*in. 
  2. Alle Teilnehmenden wissen, was die Ziele des Treffens sind und wie viel Zeit sie investieren werden 
  3. Es sind nur Menschen anwesend, die auch wirklich für das Treffen benötigt werden. 
  4. Die Gruppengröße wird so begrenzt, dass das benötigte Level der Interaktivität gewährleistet wird. 
  5. Es gibt eine Aufwärmphase, in der alle Anwesenden ankommen, sich austauschen, ihre Technik testen und sanft ins Thema geleitet werden. Hierfür wird ausreichend Zeit eingeräumt. 
  6. Alle Personen kommen zu Wort. Sie werden aktiv dabei unterstützt, mitzureden. 
  7. Fragen sind immer willkommen. 
  8. Niemand wird unterbrochen. 
  9. Alle konzentrieren sich in dem besprochenen Zeitraum auf das Thema. Mails werden nicht nebenher gelesen. Handys sind auf lautlos. 
  10. Ausreichende, regelmäßige Pausen werden gut eingeleitet und bestenfalls gemeinsam durchgeführt.
  11. Ein*e Protokollant*in schreibt mit (bestenfalls einsehbar) und teil das Protokoll im Anschluss. 
  12. Jede*r Teilnehmende geht am Ende mit eigenen To-Dos aus der Veranstaltung, die auch zeitlich eingegrenzt sind. 
  13. Die Teilnehmenden freuen sich auf die Bearbeitung der To-Dos und fühlen sich bestärkt statt erschlagen. 
  14. In einer Abschlussphase wird alles Besprochene nochmal zusammengefasst, es gibt ein abschließendes Blitzlicht und genug Raum für Small-Talk und Abschied. Hierfür wird ausreichend Zeit eingeräumt. 

Klingt gut? Ist es auch! Klingt unmöglich? Das ist es nicht!

Wie gestalte ich ein gutes digitales Meeting?

In 14 Schritten zum perfekten digitalen Meeting

Aber jetzt fragen Sie sich vielleicht, wie Sie all dies erreichen sollen. Wie schaffen Sie Interaktivität? Welche Rolle übernimmt die Moderation überhaupt? Wie kann ein Protokoll gestaltet werden, damit alle Teilnehmenden direkt Einsicht habe und vielleicht sogar mitschreiben können? Wie kann eine Aufwärmphase bestmöglich gestaltet werden? Und wie um alles in der Welt schafft man menschliche Nähe, wenn man vor einem Bildschirm sitzt?

Das alles ist zum Glück kein Hexenwerk! Ganz egal, ob Sie schon ein wenig Erfahrung im digitalen Raum mitbringen oder sich momentan mit all den Möglichkeiten noch etwas überfordert fühlen: Sie können das lernen! Gerne begleite ich Sie dabei!

Lernen Sie das „Wie“ in einem Kurs, der wie für Sie gemacht ist

In meinem Online-Kurs „Digitale Kommunikation und Moderation – menschlich und nah“ lernen Sie wann und wo Sie wollen in Ihrer eigenen Geschwindigkeit die wichtigsten Tipps und Tricks, um die kommenden Online-Konferenzen souverän, entspannt und herzlich leiten zu können. Sie können produktiver, menschlicher und zeitsparender zusammenarbeiten.

Lernen Sie ganz so, wie Sie es brauchen:

  • zeitlich und örtlich flexibel
    Sie haben unbegrenzten Zugriff auf alle Lernmaterialen und können sich diesen widmen, wann und wo immer es Ihnen gerade passt. Und wenn Sie sich eine Lektion mehrmals ansehen möchten, können Sie das selbstverständlich machen.
  • mit eigenen Schwerpunkten
    Vielleicht bringen Sie schon ein wenig Erfahrung mit, vielleicht stehen Sie ganz am Anfang. Setzen Sie Ihre Schwerpunkte einfach selbst und überspringen Sie Themen, mit denen Sie bereits vertraut sind! 
  • vollkommen entspannt
    Nicht nur der digitale Kurs ist entspannt gestaltet, sondern auch Sie werden lernen, sich im digitalen Raum entspannter zu bewegen. Sie werden verschiedene Methoden und Tools kennenlernen sowie Moderationstechniken verinnerlichen. Und wenn Sie entspannt sind, dann werden es die Teilnehmenden Ihres nächsten Meetings auch sein!
  • mit Begleitmaterial
    Übungen und Erklärvideos werden in über 20 Lektionen und vier Modulen durch Vorlagen und Checklisten ergänzt.
  • persönlich
    Keine Sorge, ich lasse Sie mit all dem neuen Wissen nicht allein! Sie können sich als Kursteilnehmer*in jederzeit kostenlos in meine Sprechstunde über ZOOM einbuchen. Dort stehe ich Ihnen regelmäßig für Fragen zur Verfügung und schaue mir gemeinsam mit Ihnen Ihre aktuellen Herausforderungen an.

Das klingt gut für Sie? Dann freue ich mich sehr, wenn ich Sie in meinem Online-Kurs begrüßen darf!

Sie haben noch Fragen dazu? Dann melden Sie sich gerne per Mail bei mir und ich bin für Sie da!

Der Online-Kurs für digitale Kommunikation und Moderation
Wir und die Anderen. Oder: Was ist ein Leben Wert?

Wir und die Anderen. Oder: Was ist ein Leben Wert?

.

„A river of blood in the streets 
No love in the streets 
And then came silence in the city that day 
They say 
‚Just another one gone‘ 
And they tell her
‚Move on‘“
 – Alicia Keys

In den vergangenen Wochen und Monaten ging es in unserem Alltag um den Schutz von Menschenleben: Haltet Abstand! Kauft für ältere Nachbarinnen und Nachbarn ein. Lasst die Desinfektionsmittel den Menschen, die sie wirklich brauchen. Und vor allem: Tragt Masken! Damit schützt Ihr euch zwar nicht selbst, aber die anderen. Falls ihr das Virus in euch tragt, ohne es zu wissen. Schützt eure Mitmenschen! Schützt die Alten, die Kranken, die Schwachen!

Wir sind doch gute Menschen

Und natürlich tun wir das. Wir wollen doch nicht schuld sein an Leid, Tod und Krankheit. Wir sind doch gute Menschen. Wir halten uns im Supermarkt an die Bodenmarkierung, desinfizieren uns die Hände am Eingang und verzichten sogar auf den nächsten Stadionbesuch. 

Anders als die Menschen auf der anderen Seite des großen Sees. Dort, wo Menschen mit dunkler Hautfarbe auf öffentlicher Straße von öffentlichen Stellen getötet werden. Dort, wo Rassismus immer noch auf der Tagesordnung steht. Wir schütteln unsere Köpfe. Wir teilen Instagram-Posts mit #BlackLivesMatter und #SayTheirNames. Wir nehmen teil am #BlackOutTuesday.

Wir sehen mit Entsetzen, wie der Präsident des besagten Landes die Corona-Krise vollkommen ausblendet und stattdessen die Protestant*innen der Black Lives Matter-Bewegung als „wütenden Mob“ bezeichnet, der „unsere Geschichte auslöscht“. Wir können es nicht fassen, dass er sagt: „Sie wollen uns zum Schweigen bringen, aber wir lassen uns nicht zum Schweigen bringen“.

„Carrying signs in the streets 
Crying eyes in the street 
But they heard nothing from the city that day 

They say 
‚Just another one gone‘ 
And the city moves on“
– Alicia Keys

Ach ja, Flüchtlinge gab es ja auch noch

Und dann sind wir wieder zu Hause in unseren eigenen vier Wänden, waschen unseren Mund-Nasen-Schutz bei 60 Grad und wundern uns über die Arbeitsbedingungen bei Tönnies, bevor wir unsere Tiefkühl-Pizza mit Salami in den Ofen schieben. Das haben wir uns jetzt auch verdient. 

Uns schaudert es kurz, wenn wir in der Tagesschau sehen, dass es auf der Ocean Vikings Selbstmord-Versuche gab. Ach ja, Flüchtlinge, die gab es ja auch noch. Menschen, die Schlimmstes erlebt haben, sind auf einem Schiff zusammengekarrt. Das böse Malta und das böse Italien wollen sie ja nicht aufnehmen. Hat mit uns zum Glück nichts zu tun. Wir würden sie ja aufnehmen. Dieses Sterben an den EU-Außengrenzen ist schon schlimm. Immer wieder hören wir neue Zahlen. Aber die Griechen, die planen eine drei Kilometer lange Barriere in der Ägäis, um Menschen in Not davon abzuhalten, die Insel Lesbos zu erreichen. Unfassbar. Vielleicht unterschreiben wir gleich noch eine Petition.

Zum Glück machen wir das besser.

Und wir sind natürlich Pro-Europa. Seit über 70 Jahren haben wir in Westeuropa Frieden. Das ist in der Geschichte einmalig. Darauf sind wir stolz. Wir reißen Mauern schließlich ein, statt sie zu bauen. Wenn Corona nicht wäre, dann säßen wir jetzt wohl wieder im Auto Richtung Paris, Amsterdam oder Rom. Ganz ohne nerviges Geldumtauschen und Grenzkontrollen. Aber ja, die Corona-Krise macht diesen Sommer etwas komplizierter. 

Puh… aber jetzt gerade brauchen wir mal eine Auszeit von den schlechten Nachrichten. Das haben wir uns nach all den Instagram-Stories und Twitter-Retweets auch mal verdient. Da gucken wir uns auf Netflix lieber noch mal eine Folge von „The Fresh Prince of Bel Air“ an, wir mögen ja die Black Community. 

„Another dream lost
Another king and queen lost
Another broken promise they refuse to make right 
Another night to live in fear

Another night that you’re not here
Another reason to get out there and fight“
– Alicia Keys

Hier könnt Ihr für SOS MEDITERRANEE spenden. Für Seenotrettung und mehr Menschlichkeit auf dem Mittelmeer: https://sosmediterranee.de/spenden/

Neue Nasen auf die Bühnen

Neue Nasen auf die Bühnen

Johannes Mairhofer, Fotograf, mit dem Projekt speakabled.

– Wie speakabled. mehr Menschen mit Behinderungen auf die Bühnen bringen möchte

Johannes Mairhofer ist Fachinformatiker, Fotograf, Speaker und Um-die-Ecke-Denker. Er engagiert sich für die Zivilgesellschaft und vor allem für die Sichtbarkeit von Menschen mit Behinderungen.
Ich durfte mich mit ihm über sein Projekt speakabled. unterhalten. Ziel ist es, mehr Menschen mit Behinderungen auf die Bühnen zu bekommen: Sprecher*innen, die über Fachthemen statt über ihre Behinderungen sprechen.

Johannes, was ist speakabled.?

speakabled. ist eine Plattform, auf der Menschen mit Behinderungen oder besser gesagt, Sprecherinnen und Sprecher mit Behinderungen sich ein Profil erstellen können, um sichtbar zu werden. Sie tragen dort ihre inhaltliche Kompetenz ein und beschreiben diese. Menschen, die Veranstaltungen und Konferenzen organisieren, können dort nach Sprecher*innen mit Behinderung suchen. Die Plattform richtet sich also an Veranstalter*innen, die den Anspruch haben, ihre Bühnen vielseitiger und diverser zu gestalten – was ja leider bei Weitem nicht immer der Fall ist.

Wie bist Du auf die Idee gekommen?

Ich selbst habe eine sichtbare Behinderung und es hat mich immer gestört, dass man Menschen mit Behinderungen nur auf Bühnen sieht, wenn sie selbst über Behinderungen sprechen. Es gibt selten Speaker, die über ihre Fachthemen sprechen und nebenbei auch eine Behinderung haben. Ich habe damals recherchiert, ob es zu dieser Lücke schon Angebote gibt, und nichts gefunden. Und ich bin dann so der Typ Mensch, der sich sagt: „Das gibt es noch nicht? Na, dann mach ich es halt!“ (lacht

Inwiefern besteht denn ein Risiko der Reproduktion von Ungleichheiten? Menschen, die über speakabled. nach Sprecher*innen suchen, suchen ja nicht mehr nur nach Themen, sondern wollen vor allem Menschen mit Behinderungen auf der Bühne haben.

Ein Foto von Johannes, welches er während der Corona-Pandemie mit einer kontaktlosen Methode mit Abstand fotografiert hat.

Ich wünsche mir, dass Menschen mit Behinderungen für ihre Kompetenzen und Themen wahrgenommen werden und nicht immer nur über die Behinderung. Aber dafür brauchen sie eine Sichtbarkeit und es muss normaler werden, Menschen mit Einschränkungen auf Bühnen und in Shows zu sehen. Und bei Medienberichten geht es ja oft weiter. Meist werden sie nur in Bezug auf ihre Behinderung interviewt. Mein Wunsch ist es, dass es die Plattform in 10 Jahren nicht mehr braucht, weil Menschen mit und ohne Behinderung ganz selbstverständlich zu Fachthemen sprechen.

Auf der Plattform kannst Du nach Themen suchen. Wenn Du nach Fotografie suchst, dann findest Du zum Beispiel mich! Andere sprechen über Skateboards oder über Tech. Auch Lars Fischer, der Wissenschaftsjournalist, ist bei speakabled. vertreten.

(links: Ein Foto von Johannes, welches er während der Corona-Pandemie mit einer kontaktlosen Methode mit Abstand fotografiert hat. Hier: Katja Diehl)

Die Menschen, die auf speakabled. suchen, sind sicherlich Menschen, die generell schon offen für Diversität auf der Bühne sind. Wie erreichst Du denn Menschen, die bisher noch nicht für solche Themen sensibilisiert sind?

Das ist eine gute Frage und tatsächlich eine große Herausforderung. Ich gebe viele Interviews zu dem Thema, schreibe Gastartikel und versuche dem Ganzen eine gewisse Sichtbarkeit zu geben. Das Problem besteht ja ganz oft, wenn man sich Plattformen für Diversität ansieht. Das ist leider ein echter Teufelskreis.

Ist speakabled. denn selbst barrierefrei?

Leider ist die Website nur barrierearm. Ich habe sie mehrfach von Menschen mit verschiedenen Behinderungen checken lassen. Und alles, was ich mit WordPress anpassen konnte, habe ich gemacht. Und ich bin wirklich ganz fit mit WordPress (lacht). Aber um tatsächlich den Stempel „barrierefrei“ zu tragen, müsste ich eine*n Programmierer*in engagieren. Und da es sich bei speakabled. um ein Ehrenamt handeln, ist mir das leider momentan nicht möglich. 

Kostet es denn etwas, bei Dir Speaker zu buchen oder sich selbst als Sprecher*in zu registrieren?

Nein! Es geht mir rein um den guten Zweck. Alle registrierten Sprecher*innen geben ihre Kontaktdaten an und können direkt kontaktiert werden. Ich verdiene daran gar nichts. Wichtig ist auch, dass alle eingetragenen Menschen angeben können, wie sie am liebsten kontaktiert werden. Denn nicht alle möchten angerufen werden zum Beispiel. Das ist gerade im Kontext Inklusion sehr relevant.

Du hast jetzt ein paar Mal betont, dass es Dir um die Bühnenpräsenz von Menschen mit sichtbaren Behinderungen geht. Richtet sich speakabled. nur an Menschen mit sichtbaren Behinderungen?

Ein Foto von Johannes, welches er während der Corona-Pandemie mit einer kontaktlosen Methode mit Abstand fotografiert hat. Hier: David Lebuser

Nein! Das war zwar meine ursprüngliche Motivation, aber ich fühle mich nicht berechtigt zu prüfen, welche Art der Behinderung sichtbar oder unsichtbar ist. Ich prüfe da gar nichts. Bei mir kann sich jeder registrieren, der oder die sich als Mensch mit Behinderung identifiziert. Behinderungen wie etwa Autismus sind ja nicht sichtbar, aber deshalb in keiner Weise weniger relevant. Es gibt auch kein Feld, in dem eingetragen wird, welche Behinderung man hat. speakabled. ist ja kein Zirkus! Wer möchte, kann in den Freitext etwas zu seiner Behinderung schreiben, manche haben auch Fotos hochgeladen, auf denen zum Beispiel ein Rollstuhl sichtbar ist. Das Einzige, was ich abfrage, ist das Feld „Anforderungen“. Dort kann man etwa notieren, dass man einen Ruheraum braucht, oder eine Flasche Wasser oder ein Mikro oder einen Stuhl. Aber auch Speaker ohne Behinderungen haben ja oft spezielle Anforderungen wie etwa Internet oder eine Moderation.

(rechts: Ein Foto von Johannes, welches er während der Corona-Pandemie mit einer kontaktlosen Methode mit Abstand fotografiert hat. Hier: David Lebuser)

Wo siehst Du speakabled. in 10 Jahren?

Am besten gibt es speakabled. nicht mehr, weil es nicht mehr gebraucht wird. Aber erst mal freue ich mich, wenn es die Jahre vorher intensiv genutzt wird. Außerdem wäre eine finanzielle Wertschätzung für meine Arbeit ganz wunderbar. Seit einiger Zeit nutze ich Paypal für Spenden, das könnte mir dann vielleicht in den kommenden Monaten und Jahren ermöglichen, noch weiter an speakabled. zu arbeiten und es weiter zu entwickeln.
Ach, ich wünsche mir einfach, dass die Bühnen diverser werden und wir nicht immer nur die gleichen Nasen sehen!

Wenn Sie nun Lust bekommen haben, Johannes mit speakabled. zu unterstützen, können Sie dies direkt hier tun: paypal.me/speakabled


Ein Foto von Johannes, welches er während der Corona-Pandemie mit einer kontaktlosen Methode mit Abstand fotografiert hat.

#KeinWiderspruch

Ein vorheriges Projekt von Johannes Mairhofer ist #KeinWiderspruch
Ziel der Fotoreihe ist es, Menschen mit Behinderung von dem Narrativ zu lösen „arm dran“ zu sein. Der Mensch mit all seinen Facetten soll wieder in den Fokus gerückt werden. Dafür reiste Johannes durch Deutschland und fotografierte 30 Menschen. Die Porträtierten schrieben selbst einen kurzen Text, um sich vorzustellen. Dabei entschieden sie individuell, ob und wie sie ihre Behinderung erwähnen wollten. Viele haben einfach nur über ihre aktuellen Projekte berichtet.


(rechts: Ein Foto von Johannes, welches er während der Corona-Pandemie mit einer kontaktlosen Methode mit Abstand fotografiert hat. Hier: Lisa Schmidt)


Johannes Mairhofer, Fotograf, mit dem Projekt speakabled.

Johannes Mairhofer ist Fachinformatiker, Fotograf, Berater und Autor. Er gibt Workshop zum Thema Smartphone-Fotografie und WordPress und engagiert sich für verschiedene zivilgesellschaftliche Themen. Da er selbst mit einer sichtbaren Behinderung lebt, ist ihm die Darstellung von Menschen mit Behinderung besonders wichtig. Dafür gründete er speakabled. und setzte als Fotograf das Projekt #KeinWiderspruch um. 

Mehr zu Johannes: 

Website
twitter
instagram

Johannes freut sich über Unterstützung!

Was mir Hoffnung gibt

Was mir Hoffnung gibt

Die schlechten News reißen nicht ab – seien es antidemokratische Tendenzen, die Klimakrise oder auch Hass und sprachliche Verrohung. Und trotzdem sehe ich jeden Tag das Gute – das gibt mir Hoffnung!

Das Jahr 2019 neigt sich dem Ende entgegen und es stehen uns viele Festlichkeiten bevor. Ich könnte mich jetzt einfach entspannen, mich auf das Weihnachts- und Neujahrsfest mit der Familie freuen und dankbar oder vielleicht sogar stolz auf das Jahr 2019 zurückblicken.

Wieso ich dankbar bin

2019 war für mich aufregend, nervenaufreibend und wunderschön. Hier ein kurzer Einblick:

  • Die Moderation für die Bundesregierung auf der Frankfurter Buchmesse war sicherlich ein großes Highlight für mich.
  • Genauso wie die Kommunikationsbegleitung von ArbeiterKind.de 
  • Oder die Beratung eines mittelständischen Traditionsunternehmens in Bezug auf wertebasiertes Employer Branding und Nachhaltigkeit.
  • Mit großer Freude habe ich außerdem den HOP! Jugendkongress des Hessischen Jugendrings moderiert
  • Und die Stadt Koblenz am Tag der Demokratie begleitet. 
  • Das erste Mal durfte ich dieses Jahr an der Karlshochschule Management-Studierende als Coach dabei begleiten, zivilgesellschaftliche Projekte im Rahmen von Service Learning umzusetzen.
  • Und gerne beriet ich eine Stiftung im Bereich frühkindliche Bildung beim Webseiten-Relaunch. 
  • Das Thema „Asyl und Migration“ ließ mich auch 2019 nicht los, so durfte ich in Rheinland-Pfalz verschiedene Netzwerktreffen zum Thema Gesundheitsversorgung von geflüchteten und migrierten Menschen moderieren.
  • Und einen wunderbaren Aufenthalt hatte ich als Festrednerin einer Schulfusion in Hechingen, wo Wertschätzung ganz großgeschrieben wird.
  • Schöne Erinnerungen habe ich auch an einen heißen Augusttag, an dem ich eine Veranstaltung für Seniorinnen und Senioren in Frankfurt begleiten durfte.

Warum ich Sorgen habe

Und dennoch lebe ich mit Sorge um die Zukunft unserer Gesellschaft und unseres Planeten. Immer, wenn ich denke: „Jetzt müssen politisch und gesellschaftlich doch mal bessere Entscheidungen getroffen werden (- oder überhaupt Entscheidungen…)“, werde ich wieder enttäuscht.

Wir drehen uns um uns selbst und blenden dabei aus, auf wessen Kosten wir Tag für Tag leben. Ich sehe meinen kleinen Sohn größer werden und komme nicht umhin, mir die Frage zu stellen, wie seine Zukunft aussehen wird.

Umso dankbarer bin ich, mit so vielen tollen Partner*innen und Kund*innen zusammen zu arbeiten, die mir jeden Tag zeigen, wie die Zivilgesellschaft etwas für unsere Zukunft tut. Ich traf Menschen, die sich im Bereich Umwelt engagieren, oder in der Bildung; Menschen, die sich um ältere Mitbürger*innen bemühen und solche, die gegen das Vergessen arbeiten. Ich sprach mit Menschen, die sich um solche kümmern, die alles verloren haben, und mit Menschen, die die jüngere Generation für zivilgesellschaftliche Themen sensibilisiert.

Ich danke Euch allen von Herzen für Euer Engagement!

Um unseren Planeten weiter zu schützen, verzichte ich dieses Jahr auf Weihnachtspost. Stattdessen habe ich Bäume pflanzen lassen – für all die Menschen, die mich dieses Jahr begleitet und inspiriert haben.

Hoffentlich begegnen wir uns 2020 wieder und arbeiten weiter daran, dass dieser Planet und diese Gesellschaft für uns lebenswert bleiben.

PC: HOP! Jugendkongress / Nele Prinz
PC: HOP! Jugendkongress / Nele Prinz

Lasst uns auch im neuen Jahrzehnt an das Gute in unserer Gesellschaft, an Menschlichkeit glauben und dafür einstehen. Bis dahin wünsche ich Euch ein paar geruhsame Tage und ein schönes Fest – was auch immer Ihr feiert! 

Herzliche Grüße, 
Merle

Die Zivilgesellschaft ist nicht immer gut

Die Zivilgesellschaft ist nicht immer gut

Wieso wir uns beim Spenden und Engagieren manchmal mehr Gedanken machen sollten.

NGOs werden oft als Vertreter*innen der Zivilgesellschaft gesehen beziehungsweise mit dieser gleichgesetzt. Es heißt, sie erhöhen die Transparenz und Legitimität der Politik, bringen die nötige Expertise und Ressourcen mit und verbessern dadurch die Problemlösungskapazität der Regierungen. NGOs sollen also eine Demokratisierung der Politik unterstützen. Doch wer spricht eigentlich für wen in den NGOs? Und wer entscheidet, welche Stimmen aus der Zivilgesellschaft erhört werden?

Wie eine Organisation zu einer NGO wird

NGOs werden in der Literatur meist als Nichtregierungsorganisationen bezeichnet, die in den Bereich von Non-Profit-Organisationen fallen, dabei jedoch speziell humanitäre Ziele verfolgen oder öffentliches Interesse vertreten. Die Autorität von NGOs basiert auf normativen Kräften anstelle von demokratischer Repräsentation oder militärischer Macht. 

Ein kritischer Blick auf NGOs

Das klingt ja zunächst sehr positiv. Doch die Literatur bietet seit den 1990er Jahren auch vermehrt kritische Ansätze in Bezug auf die Stellung von NGOs in der internationalen Politik und die Machtverhältnisse, die durch NGOs repräsentiert werden. So wird davon ausgegangen, dass auch NGOs vor allem Partikularinteressen vertreten und um das eigene Überleben kämpfen.

Zurückzuführen ist dieses Argument unter anderem auf die Tatsache, dass der NGO-Begriff der UN sehr weit gefasst ist, weshalb viele Organisationen mit sehr unterschiedlichen Interessen darunterfallen. Auch existiert der Vorwurf, dass in globalen NGOs vor allem gebildete Menschen aus dem Mittelstand reicher Staaten arbeiten. NGOs seien auch nicht Teil eines dritten Sektors, sondern eng mit dem Staat und dem Markt verbunden. Dadurch reflektieren sie die gesellschaftlichen Ungleichheiten und bilden diese in ihrer Arbeit wieder ab. 

NGOs sind heterogen

Doch NGOs sind sehr heterogen und divers und arbeiten häufig auch über verschiedene Ebenen. Transnationale NGOs arbeiten oft eng mit lokalen Partnern zusammen, welche Projekte implementieren oder Informationen sammeln. Auch lokale NGOs sind in ihrer Arbeit auf den Einfluss und die Ressourcen von transnationalen Partnern angewiesen. Studien machen deutlich, dass es durchaus auch solche Machtbeziehungen zwischen internationalen und lokalen NGOs gibt, unter denen Letztere leiden. Hierbei spiegeln die Beziehungen die Verhältnisse globaler Geopolitik wider: Demnach stülpen manche internationale Organisationen eigene Ideen und Konzepte auf die schwächeren lokalen Partner in Ländern des Globalen Südens[1] über. Diese sind auf Gelder und auf die Kontakte der internationalen NGO angewiesen. Ronaldo Munck (2002) und James Petras (1997) sind in diesem Zusammenhang besorgt über den eurozentrischen Charakter solcher Kooperationen, wenn internationale NGOs strukturelle Ungleichheiten in ihrer Arbeit ausblenden, Proteste und schließlich auch Stimmen der kleinen NGOs verklingen lassen und lediglich ihre eigene Stimme als international geltend darstellen. Auch existiert der Vorwurf, dass vor allem NGOs aus dem Globalen Süden die Interessen der Eliten der jeweiligen Staaten und Regionen vertreten, statt tatsächlich für marginalisierte Gruppen zu sprechen. Denn auch die Leiter*innen von NGOs gehören nicht zu den marginalisierten Gruppen, sondern sind selbst Teil der Elite. Gayatri Chakravorty Spivak beschreibt NGOs des Globalen Südens als koloniales Subjekt, welches zu einem „new domestic middle-class urban radical“ geformt wurde (vgl. Spivak 2004: 527). Nur städtische Eliten könnten Probleme so definieren, dass die nördlichen Eliten die Repräsentation und Partizipation anerkennen würden. Spivak macht deutlich, dass die Beachtung dieser Machtverhältnisse innerhalb der Zivilgesellschaft oft zu kurz käme. 

Was heißt eigentlich Repräsentation?

Wenn NGOs als Repräsentant*innen der Zivilgesellschaft gesehen werden, sollte auch der Begriff Repräsentation näher betrachtet werden. Spivak sieht Repräsentation als einen Prozess der Vertretung und Darstellung, wobei Vertretung für eine Form der politischen Repräsentation steht (demnach das Sprechen für andere beinhaltet), während Darstellen den Prozess des Feststellens kennzeichnet. Dabei sei wichtig zu beachten, dass bei jeglicher Form der Repräsentation die Subjekte der Repräsentation „imaginierte heterogene Subjekte“ sind und es keine tatsächlichen Referenten*innen gibt. Repräsentation ist immer auch Interpretation. Es geht nicht darum, wer spricht, sondern vor allem auch darum, wer erhört wird. In vielen Fällen scheitert eine Selbstdarstellung der Subalternen[2] daran, dass sie nicht erhört werden. Auf Grund dieses Scheiterns ist die Repräsentation durch Intellektuelle trotz der Gefahren unausweichlich. 

Ein weiterer Kritikpunkt ist quantitativer Natur: Untersuchungen zeigen, dass bei internationalen Klimaverhandlungen ein Großteil der NGOs aus dem sogenannten Globalen Norden kommt. Zudem stehen den NGOs des Globalen Nordens oftmals mehr materielle und ideelle Ressourcen zur Verfügung, sodass diese die internationale Klimapolitik qualitativ sowie quantitativ dominieren. 

Zivilgesellschaft ist nicht immer „gut“

Diese kritische Sichtweise steht im Kontrast zu den Forschungen, die NGOs als Vertreterinnen der Zivilgesellschaft sehen. Dabei stellt sich die Frage, was mit Zivilgesellschaft gemeint ist. Der Zivilgesellschaft wird im Diskurs oftmals zugeschrieben, die Probleme des Zusammenlebens in einer repräsentativen, pluralistischen und liberalen Demokratie zu lösen. Sie ist demnach weder Teil des Staates, noch des Marktes, noch lässt sie sich in der reinen Privatsphäre der Bürger*innen einordnen. Sie soll da greifen, wo Staat und Markt versagen. 

Seit den 1980er Jahren wurde die Zivilgesellschaft in der Forschung als vorwiegend gut, wertvoll und förderungswürdig gesehen. Die Geschichte lehrte jedoch, dass Akteure der Zivilgesellschaft nicht grundsätzlich anerkennungswürdig sind. So gab es etwa in der Weimarer Republik viele Organisationsformen, die nicht alle durch ein geteiltes, bürgerliches Ethos geprägt waren, sondern vielmehr kompromisslos für eigene ideologische Forderungen eintraten. Auch heute bezeichnen sich viele islamistische Organisationen selbst als Teil der Zivilgesellschaft und betreiben Krankenhäuser, Schulen und Hilfsprojekte. Gleichzeitig verfolgen sie aber durchaus auch militärische Zwecke. Hier stellt sich also die Frage, von welchen Akteuren allgemein gesprochen wird, wenn von der positiv konnotierten Zivilgesellschaft die Rede ist. Es wird deutlich, dass die Zivilgesellschaft im Diskurs oft normativ definiert wird als das, was sie sein soll. Dies führt dazu, dass nur ein bestimmter Teil der analytisch definierbaren Zivilgesellschaft auch als solche anerkannt wird. Eine Zivilgesellschaft braucht in ihrem normativen Verständnis ein gemeinsames Wertecluster. Dieses muss in einem demokratischen Verständnis auch demokratisch sein. Demnach kann es keine globale Zivilgesellschaft geben, da es keine global geteilten demokratischen Werte gibt. In demokratischen Staaten sind formell gesehen alle Bürger*innen mit den gleichen Rechten durch die Verfassung und Gesetze ausgestattet. Teile der internationalen Gesellschaft, insbesondere postkolonialer Staaten, haben reell gesehen jedoch nur begrenzten Zugang zu Bürgerrechten. Dadurch sind sie keine Mitglieder der Zivilgesellschaft und werden aus Sicht des Staates auch nicht als solche gesehen. Spivak sieht die Zivilgesellschaft als Erweiterung der globalen, hegemonialen Ordnung und betont die Rolle der (nicht gewählten) Eliten innerhalb der Zivilgesellschaft mit Zugang zu einer weitreichenden transnationalen Öffentlichkeit. Spivak merkt an, dass die nationale und internationale Zivilgesellschaft die Macht des Staates untergraben würde. Dies sei jedoch laut Nikita Dhawan „kein Plädoyer für einen Etatismus, sondern vielmehr für eine Wachsamkeit in Bezug auf die Verdrängung des Staates durch nichtstaatliche Akteure als treibende Kräfte der Gerechtigkeit.“ (Dhawan 2012: 10). 

Dieser Forschungsstrang versucht also darauf aufmerksam zu machen, dass NGOs, die für gesellschaftliche Gruppen sprechen und diese repräsentieren wollen, Gefahr laufen Machtverhältnisse zu konstruieren oder zu verfestigen. 

Was bedeutet das jetzt?

Ich selbst engagiere mich zivilgesellschaftlich, seitdem ich denken kann und unterstütze in den vergangenen Jahren mehr NGOs als ich zählen könnte. Und doch möchte ich mit diesem Artikel dazu anregen, sich immer mal wieder Gedanken darüber zu machen, für wen und wie verschiedene „Vertreter*innen Zivilgesellschaft“ meinen zu sprechen. Und auch die Frage zu stellen, wer erhört wird und wer gegebenenfalls auch nicht erhört wird.

Gerade jetzt, kurz vor Weihnachten, wo uns so viele Spendenanfragen per Post, Mail und Direktansprache erreichen: Machen Sie sich Gedanken darüber, an wen Sie spenden und was das für Auswirkungen auf die Gesellschaft, die Menschen und die Umwelt haben könnte.


[1] Mir ist bewusst, dass es sich bei den Bezeichnungen „Globaler Norden“ und „Globaler Süden“ um stark vereinfachende und geografisch falsche Termini handelt. In Rahmen dieser Arbeit sollen die Begriffe keine Verallgemeinerung der Menschen darstellen, sondern vielmehr auf die unterschiedlichen Erfahrungen mit Kolonialismus hindeuten (vgl. Glokal e.V. 2013: 8). Die Begriffe werden verwendet, um auf globale Ungleichheiten aufmerksam zu machen.


[2] Subalternität bezeichnet die Teile der Gesellschaft, die durch hegemoniale Praktiken ausgegrenzt werden (vgl. Spivak 1988).


Hier können Sie weiterlesen und meine Quellen nachvollziehen:

Beer, Christopher Todd; Bartley, Tim; Roberts, Wade T. (2012): NGOs: Between Advocacy, Service Provision, and Regulation. In: David Lēwî-Faur (Hg.): The Oxford handbook of governance. Oxford: Oxford Univ. Press, S. 326–338. 

Brand, Ulrich (2001): Nichtregierungsorganisationen und postfordistische Politik. Aspekte eines kritischen NGO-Begriffs. In: Achim Brunnengräber, Ansgar Klein und Heike Walk (Hg.): NGOs als Legitimationsressource. Zivilgesellschaftliche Partizipationsformen im Globalisierungsprozess. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften, S. 73–94. 

Brühl, Tanja (2003): Nichtregierungsorganisationen als Akteure internationaler Umweltverhandlungen. Ein Erklärungsmodell auf der Basis der situationsspezifischen Ressourcennachfrage. Zugl.: Frankfurt am Main, Univ., Diss., 2002. Frankfurt am Main u.a.: Campus-Verlag (Studien der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung, 42). 

Brühl, Tanja (2008): Mächtige Akteure? NGOs in der internationalen (Biodiversitäts-)Politik. In: Petra C. Gruber (Hg.): Nachhaltige Entwicklung und Global Governance. Verantwortung, Macht, Politik. Opladen: Budrich, S. 107–124. 

Brühl, Tanja (2010): Representing the People? NGOs in International Negotiations. In: Jens Steffek (Hg.): Evaluating transnational NGOs. Legitimacy, accountability, representation. 1. publ. Basingstoke: Palgrave Macmillan, S. 181–199. 

Brühl, Tanja; Gereke, Marika (2015): Der Beitrag von Non-State Actors zum Schutz der Umwelt. Eine kritische Analyse der Rolle von NGOs in der Klimapolitik. In: Z Außen Sicherheitspolitik 8 (S2), S. 677– 694. 

Buttigieg, J. A. (2005): The Contemporary Discourse on Civil Society. A Gramscian Critique. In: boundary 2 32 (1), S. 33–52. 

Carpenter, R. Charli (2010): Governing the global agenda. „Gatekeepers“ and „issue adoptions“ in transnational advocacy networks. In: Deborah D. Avant, Martha Finnemore und Susan K. Sell (Hg.): Who governs the globe? Cambridge: Cambridge University Press (Cambridge studies in international relations, 114), S. 202–237. 

Castro Varela, Marìa do Mar (2006): Postkoloniale feministische Theorie und soziale Gerechigkeit. In: Ursula Degener und Beate Rosenzweig (Hg.): Die Neuverhandlung sozialer Gerechtigkeit. Feministische Analysen und Perspektiven. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften, S. 97–114. 

Castro Varela, Marìa do Mar; Dhawan, Nikita (2004): Horizonte der Repräsentationspolitik. Taktiken der Intervention. In: Bettina Roß (Hg.): Migration, Geschlecht und Staatsbürgerschaft. Perspektiven für eine anti-rassistische und feministische Politik und Politikwissenschaft (Politik und Geschlecht, 16), S. 205–226. 

Dhawan, Nikita (2012): Postkoloniale Staaten, Zivilgesellschaft und Subalternität. In: Aus Politik und Zeitgeschichte 62 (44-45), S. 30–38. 

Dombrowski, Kathrin (2010): Filling the gap? An analysis of non-governmental organizations responses to participation and representation deficits in global climate governance. In: Int Environ Agreements 10 (4), S. 397–416. 

Gereke, Marika; Brühl, Tanja (2016): Demystifying the Transformative Power of NGOs. Unequal Representation of Northern and Southern Interests in International Climate Change Politics: Unveröffentlichtes Skript. 

Goudge, Paulette (2003): The Whiteness of Power. Racism in third world development and aid. London: Lawrence & Wishart. 

Lipschutz, Ronnie D. (2007): The Historical and Structural Origins of Global Civil Society. In: Globalizations 4 (2), S. 304–308. 

Martens, Kerstin (2006): NGOs in the United Nations system. Evaluating theoretical approaches. In: J. Int. Dev. 18 (5), S. 691–700. 

Munck, Ronaldo (2002): Global Civil Society: Myths and Prospects. In: Voluntas: International Journal of Voluntary and Nonprofit Organizations 13 (4), S. 349–361. 

Özmen, Elif (2016): Wer oder was ist die „Zivilgesellschaft“? Beiträge der Philosophie zum Verständnis eines vielfältigen Phänomens. Engagierte Hochschule. Hochschulnetzwerk Bildung durch Verantwortung. Hochschulzentrum Vöhlinschloss, 07.11.2016. Online verfügbar unter https://www.youtube.com/watch?v=ffqoyvh5_tY, zuletzt geprüft am 13:07h, 19.03.2017. 

Petras, James (1997): Imperialism and NGOs in Latin America. In: Monthly Review 49 (7), S. 10–27. 

Rodríguez, Encarnación Gutiérrez (2008): Postkolonialismus: Subjektivität, Rassismus und Geschlecht. In: Ruth Becker, Beate Kortendiek und Barbara Budrich (Hg.): Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung. Theorie, Methoden, Empirie. 2., erw. und aktualisierte Aufl. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften (Geschlecht & Gesellschaft, 35), S. 267–275. 

Spivak, Gayatri Chakravorty (1988): Can the Subaltern Speak? In: Cary Nelson (Hg.): Marxism and the interpretation of culture. Urbana, Ill.: Univ. of Illinois Press, S. 271–313. 

Spivak, Gayatri Chakravorty (1999): A critique of postcolonial reason. Toward a history of the vanishing present. Cambridge, Mass.: Harvard Univ. Press. 

Spivak, Gayatri Chakravorty (2004): Righting Wrongs. In: The South Atlantic Quaterly 103 (2/3), S. 523– 581. 

Steffek, Jens (Hg.) (2010): Evaluating transnational NGOs. Legitimacy, accountability, representation. 1. publ. Basingstoke: Palgrave Macmillan. 

Steffek, Jens (2013): Explaining cooperation between IGOs and NGOs. Push factors, pull factors, and the policy cycle. In: Rev. Int. Stud. 39 (04), S. 993–1013. 

4 große Probleme von Vereinen und NGOs – und wie man sie mit einer Klappe schlägt

4 große Probleme von Vereinen und NGOs – und wie man sie mit einer Klappe schlägt

Öffentlichkeitsarbeit ist der wichtigste Baustein, um den Impact zu erhöhen.

Sie setzen wichtige Projekte um, die unserer Umwelt oder Gesellschaft zugutekommen. Sie setzen sich für Minderheiten ein oder unterstützen diejenigen, die sonst keine Hilfe bekommen. Sie engagieren sich, um Menschen aus der gesamten Gesellschaft zum Sport zu motivieren. Und es gibt noch so viel mehr Beispiele von beeindruckendem Engagement in unserer Gesellschaft. Dabei machen die Engagierten dies meist nicht, um dafür in der Öffentlichkeit zu stehen. Doch ich behaupte: Genau das sollten Sie!

Immer wieder arbeite ich mit Kundinnen und Kunden zusammen, die wundervolle Projekte ins Leben rufen und ungemein wichtige Arbeit leisten. Dafür engagieren Sie sich zum Teil ehrenamtlich, oder sie arbeiten viel mehr Stunden als sie bezahlt bekommen – weil sie mit Leidenschaft bei der Sache sind.

Doch oftmals höre ich die gleichen Probleme:

  1. Das Fundraising läuft mehr schlecht als recht.
  2. Die Organisation von Veranstaltungen gestaltet sich schwierig, weil man nie weiß, ob genug Besucherinnen und Besucher kommen.
  3. Viel Gutes wird getan, ohne, dass andere Menschen davon etwas mitbekommen. Es fehlt an Unterstützerinnen und Unterstützern.
  4. Oft wird das Rad an vielen kleinen Orten immer wieder neu erfunden. Viele NGOs, Stiftungen und Vereine wissen einfach nicht, dass an anderer Stelle schon tolle Arbeit zum gleichen Thema geleistet wird.

All diese Probleme basieren auf fehlender Sichtbarkeit der Arbeit. Öffentlichkeitsarbeit wird immer wieder als nerviges Anhängsel gesehen, das halt irgendwie auch abgearbeitet werden muss. Digitale und soziale Medien werden aus Sorge vor Datenschutzproblemen oder auch Mehrarbeit oft ganz außen vorgelassen. Vor Kurzem sagte eine Kundin zu mir:

„In diesen Wettbewerb wollen wir nicht eintreten!“

Das Problem an dieser Einstellung: 
Es gibt kaum Möglichkeiten, die jeweiligen Zielgruppen zu erreichen und auch neue Interessierte auf die Arbeit aufmerksam zu machen, wenn man Öffentlichkeitsarbeit für sich ausschließt. Oftmals gab es niemals eine Zielgruppenanalyse – viele tolle Projekte wissen gar nicht, wen sie ansprechen wollen und wie sie diese Personen am besten erreichen.

Manchmal werden soziale Medien verwendet, weil das Gefühl besteht, „man müsse das jetzt so tun“. Aber nicht für alle Zielgruppen ist facebook relevant. Nicht jeder muss bei twitter zu finden sein. Und wer Social Media halbherzig verwendet, kann es oftmals besser ganz sein lassen.

Dabei ist es wichtig, sein Mindset zu überdenken: Es geht nicht um Wettbewerb. Wer authentisch und ehrlich kommuniziert, seine Zielgruppe gut kennt und dieser Mehrwert bietet, der wird auch die sozialen Medien gut für sich nutzen können.

Es geht nicht darum, mehr Likes oder Follower zu bekommen als andere Organisationen, sondern nachhaltige, menschliche Verbindungen herzustellen.

Es lohnt sich also, die Zielgruppe zu definieren, herauszufinden, wo sie sich aufhält und schließlich gezielt diese Kanäle zu bespielen. Und bespielen heißt weder in der klassischen Pressearbeit, noch im Bereich Social Media einseitiges Informieren. Vielmehr geht es immer um das Netzwerken, um die Interaktion und den Austausch.

Zeigen Sie sich als Organisation mit ihren Werten, thematischen Schwerpunkten und Expertisen, kommen Sie mit Menschen dazu ins Gespräch und gestalten Sie den Diskurs aktiv mit – analog, digital, online und offline. Nur die Vernetzung der verschiedenen Aktivitäten macht das Bild rund.

Das klingt erst mal nach Mehrarbeit (und das ist es wohl auch zunächst), langfristig hilft diese Vorgehensweise aber, mehr Spenden- und Sponsoring-Gelder zu akquirieren, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Ehrenamtliche zu finden und zu binden, Veranstaltungen zu bewerben und schließlich den Impact zu erhöhen. Je mehr Leute von Ihrer wichtigen Arbeit wissen, umso mehr werden sich auch um die Thematik insgesamt Gedanken machen. Außerdem zeigen Untersuchungen, dass sozial und ökologisch agierende Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, andere Menschen inspirieren, es Ihnen gleich zu tun.

Seien Sie ein Vorbild! 

Gerne begleite ich Sie auf Ihrem Weg zu einer zu Ihnen passenden Kommunikationsstrategie. Ich biete Workshops, Beratungen und langfristige Begleitungen an.

Mehr dazu finden Sie hier: 

https://wertschatz-kommunikation.de/kommunikation/

Die erschreckenden Thesen eines großen Speaker Events

Die erschreckenden Thesen eines großen Speaker Events


Oder: Wie nutze ich unglückliche junge Männer aus

„Wer reich ist, ist glücklich. Wer unglücklich ist, ist selbst schuld. Gebt mir Euer Geld und Ihr könnt alles erreichen.“, so oder so ähnlich hallte es aus all den vollen Vortragshallen. Ich war auf einem großen Founder und Speaker Event – einem der größten in Deutschland. Eine Veranstaltung voller Speaker und Coaches und Coaches von Coaches. Und ein Event voller junger Männer (und einiger Frauen), die mit ihrem Leben unzufrieden sind und davon träumen, eines Tages reich zu sein. 

Der Traum besteht tatsächlich auf den ersten Blick erst mal aus „reich sein“. Auf der Veranstaltung sprachen „bekannte“ Speaker. Und alle sagten in etwas das Gleiche: „Du bist jung und arm? Selbst schuld! Du bist übergewichtig? Selbst schuld! Du bist unzufrieden? Selbst schuld!“ Und dann erzählten sie, wie man mit ihrem 10-Wochen-Online-Kurs in drei Monaten reich wird. Jeder könne das, wenn er oder sie nur wolle. Das war das Credo. Ich kam aus dem Staunen gar nicht wieder heraus.

Hier sechs Thesen, die mir immer wieder begegneten:

1.  Finanzieller Reichtum ist das oberste Ziel

Wie kann es sein, dass ein so großer und wichtiger Teil der Generationen Y und Z offensichtlich ihr größtes Glück im finanziellen Reichtum suchen? Gerade in Zeiten der Berichterstattung über #FridaysforFuture und Co ist die Diskrepanz einfach so enorm, dass ich den Mund gar nicht mehr zu bekam. Ich bin nicht naiv genug, um zu glauben, dass Geld keine Rolle spielt – aber wie kann man seine gänzliche Identität und sein Glück auf finanziellen Reichtum beschränken?

Einige Speaker Events setzen finanziellen Reichtum als oberstes Ziel
Geld regiert die Welt – oder nicht?

2.  Alle können alles erreichen

Was mir auch wirklich Bauchschmerzen machte, war die Tatsache, dass die aller meisten der Zuschauer viel Geld für Kurse und Veranstaltungen dieser Art ausgeben. Und dass die sogenannten Coaches auch noch mit ihrem Reichtum prahlten. Dabei war so ersichtlich, dass die junge Zuhörerschaft wohl niemals zu diesem Reichtum kommen wird, sondern ganz im Gegenteil, zu mindestens teilweise wohl in finanzielle Schwierigkeiten kommt, wenn sie sich solche „Masterclasses“ buchen. In unserer Art des Zusammenlebens und in unserer Gesellschaft sind nun mal nicht allen die gleichen Chancen gegeben.

3.  Nimm Dir Sekten als Vorbild

Über 5000 Leute sahen den Speakern zu. Die Speaker riefen dazu auf, dass alle gleichzeitig die Augen schlossen, Geräusche machten, „I am Ready“ ausriefen, oder vor Freude trampelten. 5000 Menschen machten es ihnen nach. Im Gleichschritt. Mich erinnert das stark an das Vorgehen von Sekten und Regimen und macht mir Angst. Ein Zufall?

4.  Frauen brauchen wir nicht 

Auf dem zweitägigen Event sprachen genau null Frauen (mit Ausnahmen einer Roboterfrau, das würde ich jetzt aber nicht als positiv bezeichnen). Die Zielgruppe war zwar eher männlich, aber auch junge Frauen interessierten sich für die Themen. Und wer sich ein wenig mit Unternehmertum und Persönlichkeitsentwicklung auseinandersetzt, der oder die weiß, dass es durchaus auch viele weibliche Speaker aus dem Bereich gibt.

5.  Bildung ist sinnlos

Schule, Ausbildung und Universität sind sinnlos und Zeitverschwendung. Diese Aussage wurde gebetsartig immer wieder genannt. Ich sehe Bildung als eines der höchsten Güter. Doch klar: Wer gelernt hat zu reflektieren und kritisch zu denken, der wird den Coaches sein Geld nicht geben. Damit sind gebildete Menschen wohl das Feindbild ihres Businessplans.

6.  Denk nur an Dich

Es ist vollkommen irrelevant, inwiefern Dein Handeln Deine Mitmenschen und Umwelt beeinflusst, Hauptsache Du wirst reich. Denk nur an Dich, dann wirst Du glücklich. Während sich ein Redner mit einer Sänfte durch den Raum tragen ließ, musste ich an die global- und umweltpolitischen Probleme unserer Zeit denken und ich wurde richtig wütend. Wie war das noch mal mit der spätrömischen Dekadenz?

Mein Fazit

Ich habe zwei Tage auf dem Event verbracht, um mir ein Bild zu machen. Und seit diesen zwei Tagen, die nun schon einige Wochen zurückliegen, vergeht kein Tag, an dem ich nicht erstaunt zurückdenken. 

Die spezielle Veranstaltung, von der ich schreibe, bestand nicht nur aus mehreren Rednerbühnen, sondern auch einem großen Messeanteil. Hier repräsentierten sich viele bekannte und weniger bekannte Unternehmen. Zum Teil auch öffentliche Stellen. Mir ist es ein Rätsel, wie seriöse Unternehmen und Verwaltungen eine solche Veranstaltung fördern können und was sie sich davon erhoffen. 

Wenn so viele der vorwiegend jungen Männer von dieser egozentrischen Lebenseinstellung geprägt sind, wie sieht dann die Zukunft aus?

Alles wird gut – Mein Rückblick auf das OpenTransfer Camp 2019 in Frankfurt

Alles wird gut – Mein Rückblick auf das OpenTransfer Camp 2019 in Frankfurt


Und wieder fand in Frankfurt das sogenannte OpenTransfer Camp statt. Bereits seit sieben Jahren organisiert die Stiftung Bürgermut regelmäßig solche besonderen Treffen. Aber: Was ist das eigentlich genau?

Vergangenen Samstag war ich mit Wertschatz Kommunikation Medienpartner beim OpenTransfer Camp in Frankfurt. Im Social Impact Lab trafen sich Ehren- und Hauptamtliche aus gemeinnützigen Organisationen, Vereinen, Stiftungen oder auch Unternehmen mit dem Ziel sich zu vernetzen. Ganz nach dem Motto: Gutes einfach verbreiten.

Was sind die sogenannten Sessions?

Ein OpenTransfer Camp funktioniert wie ein klassisches BarCamp. Viele Menschen kommen zu einem bestimmten Thema zusammen. Vorbereitet wird erst mal nicht viel: Es gibt keine Keynotes, keine Panels und keine Vorträge. Stattdessen bringen die Teilnehmenden direkt zu Beginn der Veranstaltung ihre Themen ein. Sie entscheiden ganz demokratisch, wofür sie den Tag gerne nutzen möchten.

Der Sessionplan
© opentransfer.de

Um am Beispiel des OTC zu bleiben: Sessions zu den Themen „Social Media im Verein“, „Meditation im Ehrenamt“ oder auch „Skalierung von Projekten“ und „Scrum als Haltung“ wurden angeboten. Eine Session anzubieten bedeutet dabei erst mal nur, ein Thema vorzuschlagen. Dann wird mit Handzeichen abgestimmt, welche Themen es auf den Sessionplan für den Tag schaffen. Die Teilnehmenden suchen sich aus, zu welchen der Themen sie sich austauschen wollen.

Die Sessiongeberin oder der Sessiongeber stellt das Thema dann kurz vor und leitet die Diskussion. 45 Minuten haben die Gruppen Zeit, sich zu dem Thema auszutauschen und gegenseitig Tipps zu geben. Dann gibt es eine kurze Pause und schon geht es in die nächste Session. 

Herausforderungen im Ehrenamt

Die Sessions sind vor allem deshalb hilfreich, weil einem schnell bewusst wird, dass alle Menschen vor ähnlichen Herausforderungen stehen. Dabei ist die Größe der Institution, die Organisation in Form von Ehren- oder Hauptamt sowie das Thema meist irrelevant. Meine Beobachtung: In den meisten Fällen geht es um die Frage: 

„Wie können wir mit wenig Ressourcen und unter Stress stets wertschätzend und auf Augenhöhe zusammenarbeiten und das Beste aus dem Engagement machen?“

Egal ob der Verein über Jahre hinweg Förderungen findet, mehrere Büros in ganz Deutschland hat und regelmäßig in der Presse ist oder ob die Initiative gerade erst von Studierenden gegründet wurde und noch nicht mal einen Webauftritt hat, allen begegnet im Alltag ein ähnliches Problem. Wir verbringen unsere Wochenenden, Feierabende und Mittagspausen mit dem Engagement – aus Überzeugung. Doch nicht immer macht dies Spaß und nicht immer läuft alles reibungslos ab. Wie können Ehrenamtliche wertschätzend zusammenarbeiten, sich gegenseitig motivieren und auch Konflikte gut überstehen? Und wie gehen wir wertschätzend mit Sponsorinnen und Sponsoren um? Wie sagen wir Danke? Wie sorgen wir für ein gutes Teamgefühl? 

© opentransfer.de

Ich habe vor nicht allzu langer Zeit darüber geschrieben, wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Unternehmen motivierter arbeiten. Dabei wird deutlich, dass selbst bezahlte Mitarbeitende einen wertschätzenden Umgang brauchen, um intrinsisch motiviert und langfristig im Unternehmen zu bleiben. Fällt die Bezahlung darüber hinaus weg, gestaltet sich diese Bindung noch schwieriger – und Wertschätzung wird noch zentraler!

Das OpenTransfer Camp hilft dabei, das Rad nicht in jeder Institution neu erfinden zu müssen. Im Austausch lassen sich die Tipps und Tricks der verschiedenen Engagierten sammeln und häufig auch Unterstützende finden, die den Changeprozess anregen. 

Es ist ein schönes Gefühl zu sehen, wie viele Menschen sich zu so vielen verschiedenen Themen engagieren. Bei all den negativen Meldungen, die uns Tag für Tag begegnen ist ein solches OpenTransfer Camp ein Ausgleich, der Hoffnung macht. Und gerade, wenn man sich oft im heimischen Kämmerlein engagiert und tief in den Strukturen des eigenen Vereins steckt, ist es wohltuend zu verstehen, dass die Probleme oft mit größeren Strukturen zusammenhängen. 

Darüber hinaus ist natürlich auch der Vernetzungfaktor bei einem OpenTransfer Camp von großer Bedeutung. Das erste Mal nahm ich 2014 an der Veranstaltung teil und ich habe bis heute spannende Kontakte, die ich an diesem Tag knüpfte.

Ich gehe mit einem Gefühl nach Hause, das ich lange nicht hatte: Alles wird gut.

Sie hätten gerne Unterstützung in Ihrem Verein oder Ihrer Institution zum Thema Kommunikation und Wertschätzung? Ich freue mich, Sie mit Wertschatz Kommunikation zu beraten und an Ihrer Seite zu stehen!

Gerne entwickle ich mit Ihnen eine Strategie, biete Workshops zu dem Thema an und unterstütze Sie im Bereich interne und externe Kommunikation. 

Kontaktieren Sie mich hier (KLICK).

Unternehmen mit Werten und Sinn als Basis der Wirtschaft

Unternehmen mit Werten und Sinn als Basis der Wirtschaft

Meine Vision

Ich glaube an eine Welt, in der wir uns auf Augenhöhe begegnen, voneinander lernen und mit unserer Umwelt wachsen. Ich glaube an gute Kommunikation. Jeden Tag aufs Neue stelle ich mir die Frage, in was für einer Welt wir leben wollen. Ich möchte wissen, in was für einer Welt wir arbeiten wollen. Und ich frage die Menschen um mich herum, was wir dafür tun, damit diese Welt auch zukünftig unseren Vorstellungen entspricht.

Unsere Lebens- und Arbeitswelt hat sich in den vergangenen Jahren drastisch geändert und befindet sich immer noch in einem rasanten Veränderungsprozess. Die Medien und auch die Wissenschaft sprechen von den Millennials oder alternativ auch von den Generationen X, Y und Z. Mal wird den Menschen, die seit ca. 1980 geboren wurden, vorgeworfen, sie seien arbeitsfaul und würden Freizeit der Karriere vorziehen. Dann heißt es wieder, dass die „jungen Wilden“ unsere Arbeitswelt umwälzen werden – voller Tatendrang die Welt zu verändern. Diese Diskussion und die Vorurteile gegen die Wünsche der Jungen zeigt sich nicht nur in der Arbeitswelt, sondern auch zum Beispiel in dem Diskurs rund um #FridaysForFuture.

Fragen nach dem Sinn

Die Freiheitsgrade steigen in unserer Gesellschaft – und das lässt sich generationenübergreifend feststellen. Ein dickes Gehalt und eine Konzernkarriere über 40 Jahre bis zur Rente reizt viele Menschen nicht mehr. Immer mehr Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer stellen sich die Frage nach dem Sinn: 

  • Was mache ich in meinem Beruf? Welchen Wert habe ich als Mensch und als Persönlichkeit für das Unternehmen?
  • Wer bin ich, wenn ich mich nicht an Abschlüssen, Karriereposten und Gehältern messe? Möchte ich mich tagtäglich in den Arbeitnehmermantel zwängen und meine Persönlichkeit zu Hause lassen?
  • Welchen Einfluss habe ich als Mensch und Arbeitskraft auf die Gesellschaft? Kann ich guten Gewissens jeden Tag für ein Unternehmen ohne Sinn arbeiten, wenn es soviel in der Gesellschaft und Umwelt gibt, was dringend meine Aufmerksamkeit benötigt?
  • Soll das alles sein oder suche ich in wenigen Monaten oder Jahren wieder nach einer neuen Anstellung?

Oftmals stellt der Moment des Infragestellens auch einen Moment der Ernüchterung dar. Denn immer wieder zeigen die Antworten, dass die Menschen in ihren Berufen austauschbar sind, ihre Arbeitszeit mit unnötigen Aufgaben verschwenden und dass ihre Unternehmen ohne Sinn und Werte mit reinem Profitinteresse arbeiten.

Langfristig führt dies zu Unternehmen ohne Magie. Unternehmen, in denen graue Menschen sitzen, die ihre Zeit abarbeiten und nur für den Gehaltscheck arbeiten (Ich denke da sofort an „Momo“ von Michael Ende und an die grauen Herren mit Aktenkoffern). Dabei spielt das Ergebnis ihrer Arbeit keine Rolle, denn sie wissen gar nicht, was das Ergebnis bedeutet oder aber, es interessiert sie nicht, weil es wert- und sinnlos ist. 

Für Unternehmen ist kaum etwas teurer und unwirtschaftlicher als unmotivierte Mitarbeitende 

In was für einer Welt wollen wir leben? Persönliche Gedankengänge

Die Zukunft ist vielleicht unsicherer denn je. Der Klimawandel ist kein Gespenst am Horizont mehr, sondern zeigt sich tagtäglich überall auf der Welt. Die großen Errungenschaften der internationalen Politik stehen auf wackeligen Beinen und die Gesellschaft droht sich in vielen Staaten dieser Welt zu spalten. Als Unternehmen nun nur in Zahlen zu denken und davon auszugehen, dass die Wirtschaft auch in den kommenden Jahrzehnten stetig wachsen wird, ist nicht nur naiv, sondern gefährlich. 

Ich träume von einer Welt, in der Unternehmen sich nicht nur als Teil des Wirtschaftssystems verstehen, sondern auch als Teil der Gesellschaft. Langfristig lässt sich Wirtschaftlichkeit nur mit sozialer sowie ökologischer Verantwortung halten. Man muss sich nur die Liste der Unternehmensskandale der vergangenen Jahre ansehen, um zu realisieren: Bei fast allen Skandalen ging es um den Verstoß von sozialen oder ökologischen Werten. Und alle führten sie zu großen wirtschaftlichen Einbußen. 

Ich glaube an eine Welt, in der wir uns auf Augenhöhe begegnen, voneinander lernen und mit unserer Umwelt wachsen. Ich glaube an gute Kommunikation. Denn nur, wenn wir uns austauschen, uns wertschätzen und von Hierarchien unabhängig miteinander sprechen, können wir den Herausforderungen der heutigen Zeit begegnen. 

Um über das Thema Unternehmensverantwortung nicht nur zu bloggen, sondern es auch aktiv anzustoßen, habe ich Wertschatz Kommunikation gegründet. Ich helfe Unternehmen dabei, sich sozial und nachhaltig aufzustellen. Anhand folgender Punkte lässt sich schon innerhalb weniger Wochen ein wertebasierter Umgang im Unternehmen und auch nach außen etablieren:

  • Status Quo: Welche Werte werden bereits gelebt und wo ist noch Luft nach oben?
  • Teambuilding: Nichts ist wichtiger als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich wertgeschätzt fühlen. Ein Team, das an einem Strang zieht und denn Sinn der eigenen Arbeit erlebt, kann Großes bewirken.
  • Interne Kommunikation: Viel zu oft konzentrieren sich Unternehmen auf die externe Kommunikation. Doch ohne eine wertschätzende interne Kommunikation werden Teambuildingprozesse und Unternehmenswerte nicht langfristig und nachhaltig von allen Mitarbeitenden geteilt.
  • Externe Kommunikation: Seien Sie ein Vorbild und sprechen Sie über Ihre Werte! Sie werden sehen, dass Sie Mitarbeitende, Kunden und Netzwerkpartner anziehen, die Ihre Werte teilen. Gemeinsam haben Sie den gesellschaftlichen Einfluss, den Sie sich wünschen!

Sie wollen mehr zu meiner Methode erfahren? Ich freue mich, von Ihnen zu hören!
Kontaktieren Sie mich HIER.

In was für einer Welt wollen wir leben?

In was für einer Welt wollen wir leben?

Ich befürchte, dass dieser Blogeintrag ein wenig anders wird als meine vorherigen. Persönlicher und emotionaler wird er wohl sein. Und er wird nicht auf Literatur basieren, sondern rein auf meinen Gedanken, Hoffnungen, Sorgen – und ganz vielen Fragen. Dies mag damit zusammen hängen, dass ich in den kommenden Tagen ein Kind in diese Welt setzen werde, jedoch nicht nur. Denn diese Gedanken habe ich schon lange im Kopf.

In was für einer Welt wollen wir leben? Persönliche Gedankengänge

Wie kann es sein, dass Themen wie Klima- und Umweltschutz immer noch weniger Bedeutung haben als Banken und Wirtschaft?

In was für einer Welt leben wir? Und in was für einer Welt wollen wir leben? Ist es richtig, weiteres Leben in diese Welt zu setzen? Ich sehe, dass so vieles schief läuft – verdammt schief. Fangen wir mal hier in Deutschland an: Wie kann es sein, dass Themen wie Klima- und Umweltschutz immer noch weniger Bedeutung haben als Banken und Wirtschaft? Was bringen uns denn die besten Banken und die stärkste Wirtschaft, wenn wir auf diesem Planeten bald nicht mehr leben können? Für unser Klima und unseren Umgang mit dem Planeten Erde ist es nicht mehr fünf vor 12. Es ist Viertel nach 12. Und vieles von dem, was uns nun gerade selbstverständlich erscheint, wird es bald nicht mehr geben. Wir werden uns anpassen müssen. Und wir hier in Deutschland werden das auch können. Aber für viele Menschen auf dieser Erde ist der Klimawandel schon bittere Realität. Sie verlieren ihr Zuhause, sie verlieren ihre Leben. Sie haben keine Ressourcen, sich anzupassen. Denn neue, bewohnbare Inseln und fruchtbare Ländereien schießen nicht einfach aus dem Erdboden. Aber wir diskutieren weiter darüber, dass wir Verbrennungsmotoren brauchen und wie wichtig Kohle doch für unsere Arbeitslosenstatistik ist. Wir kaufen weiterhin die 1,99€-Rosen aus Äthiopien, die dort Landwirten ihre Lebensgrundlage entziehen, und posten stolz unsere tägliche Avocado auf Instagram.

In was für einer Welt wollen wir leben? Persönliche Gedankengänge

Es geht nicht nur darum, was die Herstellung all dieser Produkte für die Umwelt und das Klima bedeuten, sondern auch für die Menschen, die sie herstellen.

Ich gehe über die Einkaufsstraße der großen Stadt am Fluss, in der ich lebe. Und ich sehe all diese vielen jungen Menschen mit ihren vollen Einkaufstüten. T-Shirts für 2,99€. Man trägt es einmal und kauft sich dann ein neues. Aber auch die Menschen mit den teureren Marken werfen bei mir Fragen auf: Braucht es das alles? In den Massen? Wie wichtig war es nun wirklich, diese Jacke/Hose/Schuhe zu kaufen? Und wer von diesen jungen Menschen macht sich Gedanken über die Konsequenzen? Es geht nicht nur darum, was die Herstellung all dieser Produkte für die Umwelt und das Klima bedeuten, sondern auch für die Menschen, die sie herstellen. Und auch für unseren Lebensstil. Wieso müssen wir 40h/Woche arbeiten, um uns Dinge kaufen zu können, die wir nicht brauchen? Wäre es dann nicht sinnvoller, weniger zu arbeiten, weniger Geld zu haben, aber dafür mehr Zeit mit der Familie, mit Freunden, mit der Natur? Mir kann keiner erzählen, dass es all diese Menschen nicht besser wissen, denn nie hatten wir es so leicht, uns zu informieren.

Ich denke an die 68er Bewegung und frage mich, was uns heute fehlt, um eine breite, junge Bewegung zu starten, die sich über Frieden, Zusammenhalt und Schutz des Planeten definiert. Ja, es gibt bereits viele tolle Initiativen, die viele tolle Arbeit machen. Aber wieso spiegelt sich das so wenig in der Popkultur wider? Wieso geht es in den Musikcharts immer noch weitestgehend um Party und Liebeskummer? Gerade im deutschen Pop habe ich das Gefühl, die Welt ist ganz wunderbar und wir müssen nur lernen positiver zu denken – dann wird das schon. Oder die Welt ist furchtbar negativ, aber das liegt nur an den schlechten Parties und dem Liebeskummer. Um grundlegenden Fragen unseres Zusammenlebens geht es nicht (Einige wenige Musiker und Musikerinnen ausgenommen, natürlich wie immer). Aber auch in den internationalen Charts höre ich dauernd nur von Hangovers, Pills and Heart Ache. Von den Kinocharts brauchen wir gar nicht zu sprechen. Wie wäre es, wenn wir als junge Generation uns mal ganz anders organisieren? Uns zusammen finden und eine Alternative zu diesem Lebenskonzept finden, dass so offensichtlich nicht mehr funktioniert und uns alle in riesige Probleme bringt?

In was für einer Welt wollen wir leben? Persönliche Gedankengänge

Wovor haben wir Angst? Ist es vielleicht das Wissen, dass es uns im globalen Vergleich viel zu gut geht?

Wie kann es sein, dass immer nach unten getreten wird? Ich kann diese ganze Diskussionen zur Einwanderungspolitik nicht mehr hören und kann die Nachrichten zu Zeiten der Koalitionsverhandlungen nur sehr schwer ertragen. Das Recht auf Asyl ist ein verdammtes Menschenrecht  und ich kenne niemanden, der oder die unter den hier angekommenen Menschen persönlich gelitten hat. Stattdessen steigen die Zahlen der politisch motivierten Straftaten gegen zugewanderte Menschen mit jedem neuen Bericht. Und ja, natürlich müssen Ängste wahrgenommen werden, doch der meiste Hass kommt nicht von denen, die am wenigsten haben. Es ist die Mittelschicht, die Ängste schürt. Wovor haben wir Angst? Ist es vielleicht das Wissen, dass es uns im globalen Vergleich viel zu gut geht?

In was für einer Welt leben wir? Und in was für einer Welt wollen wir leben? Ich wünschte, ich könnte nun ein gutes Fazit schreiben und meine Fragen beantworten, doch leider kenne ich die Antworten nicht. Vielleicht kennt Ihr sie ja. Ich würde mich freuen, von Euch zu hören.