Ich befürchte, dass dieser Blogeintrag ein wenig anders wird als meine vorherigen. Persönlicher und emotionaler wird er wohl sein. Und er wird nicht auf Literatur basieren, sondern rein auf meinen Gedanken, Hoffnungen, Sorgen – und ganz vielen Fragen. Dies mag damit zusammen hängen, dass ich in den kommenden Tagen ein Kind in diese Welt setzen werde, jedoch nicht nur. Denn diese Gedanken habe ich schon lange im Kopf.
In was für einer Welt leben wir? Und in was für einer Welt wollen wir leben? Ist es richtig, weiteres Leben in diese Welt zu setzen? Ich sehe, dass so vieles schief läuft – verdammt schief. Fangen wir mal hier in Deutschland an: Wie kann es sein, dass Themen wie Klima- und Umweltschutz immer noch weniger Bedeutung haben als Banken und Wirtschaft? Was bringen uns denn die besten Banken und die stärkste Wirtschaft, wenn wir auf diesem Planeten bald nicht mehr leben können? Für unser Klima und unseren Umgang mit dem Planeten Erde ist es nicht mehr fünf vor 12. Es ist Viertel nach 12. Und vieles von dem, was uns nun gerade selbstverständlich erscheint, wird es bald nicht mehr geben. Wir werden uns anpassen müssen. Und wir hier in Deutschland werden das auch können. Aber für viele Menschen auf dieser Erde ist der Klimawandel schon bittere Realität. Sie verlieren ihr Zuhause, sie verlieren ihre Leben. Sie haben keine Ressourcen, sich anzupassen. Denn neue, bewohnbare Inseln und fruchtbare Ländereien schießen nicht einfach aus dem Erdboden. Aber wir diskutieren weiter darüber, dass wir Verbrennungsmotoren brauchen und wie wichtig Kohle doch für unsere Arbeitslosenstatistik ist. Wir kaufen weiterhin die 1,99€-Rosen aus Äthiopien, die dort Landwirten ihre Lebensgrundlage entziehen, und posten stolz unsere tägliche Avocado auf Instagram.
Ich gehe über die Einkaufsstraße der großen Stadt am Fluss, in der ich lebe. Und ich sehe all diese vielen jungen Menschen mit ihren vollen Einkaufstüten. T-Shirts für 2,99€. Man trägt es einmal und kauft sich dann ein neues. Aber auch die Menschen mit den teureren Marken werfen bei mir Fragen auf: Braucht es das alles? In den Massen? Wie wichtig war es nun wirklich, diese Jacke/Hose/Schuhe zu kaufen? Und wer von diesen jungen Menschen macht sich Gedanken über die Konsequenzen? Es geht nicht nur darum, was die Herstellung all dieser Produkte für die Umwelt und das Klima bedeuten, sondern auch für die Menschen, die sie herstellen. Und auch für unseren Lebensstil. Wieso müssen wir 40h/Woche arbeiten, um uns Dinge kaufen zu können, die wir nicht brauchen? Wäre es dann nicht sinnvoller, weniger zu arbeiten, weniger Geld zu haben, aber dafür mehr Zeit mit der Familie, mit Freunden, mit der Natur? Mir kann keiner erzählen, dass es all diese Menschen nicht besser wissen, denn nie hatten wir es so leicht, uns zu informieren.
Ich denke an die 68er Bewegung und frage mich, was uns heute fehlt, um eine breite, junge Bewegung zu starten, die sich über Frieden, Zusammenhalt und Schutz des Planeten definiert. Ja, es gibt bereits viele tolle Initiativen, die viele tolle Arbeit machen. Aber wieso spiegelt sich das so wenig in der Popkultur wider? Wieso geht es in den Musikcharts immer noch weitestgehend um Party und Liebeskummer? Gerade im deutschen Pop habe ich das Gefühl, die Welt ist ganz wunderbar und wir müssen nur lernen positiver zu denken – dann wird das schon. Oder die Welt ist furchtbar negativ, aber das liegt nur an den schlechten Parties und dem Liebeskummer. Um grundlegenden Fragen unseres Zusammenlebens geht es nicht (Einige wenige Musiker und Musikerinnen ausgenommen, natürlich wie immer). Aber auch in den internationalen Charts höre ich dauernd nur von Hangovers, Pills and Heart Ache. Von den Kinocharts brauchen wir gar nicht zu sprechen. Wie wäre es, wenn wir als junge Generation uns mal ganz anders organisieren? Uns zusammen finden und eine Alternative zu diesem Lebenskonzept finden, dass so offensichtlich nicht mehr funktioniert und uns alle in riesige Probleme bringt?
Wie kann es sein, dass immer nach unten getreten wird? Ich kann diese ganze Diskussionen zur Einwanderungspolitik nicht mehr hören und kann die Nachrichten zu Zeiten der Koalitionsverhandlungen nur sehr schwer ertragen. Das Recht auf Asyl ist ein verdammtes Menschenrecht und ich kenne niemanden, der oder die unter den hier angekommenen Menschen persönlich gelitten hat. Stattdessen steigen die Zahlen der politisch motivierten Straftaten gegen zugewanderte Menschen mit jedem neuen Bericht. Und ja, natürlich müssen Ängste wahrgenommen werden, doch der meiste Hass kommt nicht von denen, die am wenigsten haben. Es ist die Mittelschicht, die Ängste schürt. Wovor haben wir Angst? Ist es vielleicht das Wissen, dass es uns im globalen Vergleich viel zu gut geht?
In was für einer Welt leben wir? Und in was für einer Welt wollen wir leben? Ich wünschte, ich könnte nun ein gutes Fazit schreiben und meine Fragen beantworten, doch leider kenne ich die Antworten nicht. Vielleicht kennt Ihr sie ja. Ich würde mich freuen, von Euch zu hören.
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