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Man wird ja noch kritisieren dürfen…

Man wird ja noch kritisieren dürfen…

über Whataboutism und die „Kritik“ an einer 16-Jährigen

Ein 16-jähriges Mädchen liest wissenschaftliche Studien, versteht sie, reflektiert sie und bekommt Panik. Das 16-jährige Mädchen ist überdurchschnittlich schlau und gebildet und in der Lage, die Komplexität natur- und gesellschaftswissenschaftlicher Studien zu verstehen. Es erfährt, dass die Auswirkungen der Klimakrise fatal sind und sich diese nicht mehr abwenden lassen, wenn wir auf dem Planeten so leben wie zuvor. Was es nicht versteht: Wieso wir dann einfach so weiter machen. Oder noch schlimmer: Wieso unser CO2-Ausstoß sogar noch steigt. Jahr für Jahr und Monat für Monat. Es liest, dass wir handeln müssen und zwar sofort. Dass wir keine Zeit mehr haben, um zu diskutieren, zu hoffen und abzuwarten. Das Mädchen handelt.

Sie beginnt einen Schulstreik und schon bald machen es ihr Tausende von Kindern und Jugendlichen nach. Überall auf der Welt streiken junge Menschen am Freitag die Schule und wollen auf die Erkenntnisse der Wissenschaft und die Taten, die daraus eigentlich resultieren müssten, hinweisen. Auch immer mehr Erwachsene lassen sich mitreißen und sind dabei. 

Doch die Politik und die Industrie machen weiter, wie bisher. Und nicht nur das, in den sozialen Medien, in den klassischen Medien und in zwischenmenschlichen Gesprächen ist es plötzlich das Mädchen, das im Fokus steht. Nicht die Klimakrise. Hat es Brot aus einer Plastiktüte gegessen? Gibt es etwa einen Notfall-Diesel-Motor auf dem Segelboot, das es um die Welt schippert? Benutzt es etwa Marketingmaßnahmen, um ihre Botschaft an die Öffentlichkeit zu bringen? Sind die Bücher, die das Team des Mädchens rausbringt, etwa auf Papier gedruckt?

„Ich will, dass ihr in Panik geratet. Ich will, dass ihr die Angst spürt, die ich jeden Tag spüre. […] Ich will, dass ihr handelt, als würde euer Haus brennen. Denn es brennt.“

Sagt das Mädchen, Greta Thunberg.

Doch statt dass genau das passiert, diskutieren wir über die Person, die den Brand meldet.  Und lassen unser Haus und die gesamte Nachbarschaft weiter abrennen. Wir lassen es nicht nur abrennen, sondern legen immer wieder schönes Brennmaterial nach. 

Wikipedia beschreibt „Whataboutism“ wie folgt:

„Es bezeichnet heute allgemein die Ablenkung von unliebsamer Kritik durch Hinweise auf ähnliche oder andere wirkliche oder vermeintliche Missstände auf der Seite des Kritikers.“

Und das ist genau das, was hier passiert.

Aber wir haben keine Zeit mehr. Es sollte uns vollkommen egal sein, wie Greta Thunberg lebt. Stattdessen sollten wir ihr dankbar sein, dass sie in der Lage ist, uns aufzurütteln, zu berühren und dieses komplexe Thema so gut aufgearbeitet an die Menschen zu bringen. Mir ist egal, welche Marketingstrategien sie verwendet hat oder irgendwelche Menschen hinter ihr. Ich bin einfach nur dankbar, dass diese Strategien offenbar funktionieren.

Ich bin ihr dankbar, dass sie das Thema in die Medien gebracht hat und nicht aufgibt – auch nach einem Jahr nicht. Ich bin ihr dankbar, dass sie all den Hass und die sogenannte „Kritik“ auf ihre jungen Schultern nimmt und sich unserem Planeten verschreibt.

Wir brauchen mehr Menschen wie Greta. Und wir müssen vor allem aufhören, über Greta zu sprechen und stattdessen über Lösungen reden. Wir haben keine Zeit mehr. Die CO2-Emmissionen müssen jetzt und sofort drastisch reduziert werden. Sonst diskutieren wird bald gar nicht mehr. Und ich möchte meine Kinder und Kindeskinder noch diskutieren sehen. Entspannt. Auf unserem schönen Planeten Erde. 

In diesen Zusammenhang möchte ich Euch einen schönen Kommentar von Ankerherz zu diesem Thema ans Herz legen. Ihr Kommentar dazu:

„Wie kommt Greta Thunberg zurück? Wer segelt das Boot? Darf die „Down-Göxx“ das denn? Und noch eine Frage an einige hier: Habt Ihr sie eigentlich noch alle?“ 

– Ankerherz auf facebook