5 Schritte zu mehr Achtsamkeit im Job
Neues Arbeiten braucht nicht nur neue Methoden und Strukturen, es braucht vor allem auch ein neues Mindset. Ohne dieses Mindset agiert New Work wie ein neues Software Programm auf einem alten Betriebssystem: Ein Crash ist vorprogrammiert. Heike Kirchmann erklärt in diesem Gastbeitrag, wie wir den Weg zu dem richtigen Mindset ebnen können.
Um den Wandel in der Arbeitswelt zu vollziehen muss jede*r Einzelne bereit sein, sich eines System-Updates zu unterziehen. Ansonsten ist ein Programmabsturz absehbar. Das Spannungsfeld zwischen neuen Arbeitsanforderungen und alten, unbewussten Handlungs- und Denkmustern stellt viele Menschen vor Herausforderungen im beruflichen Alltag.
Ich behaupte: Nur mithilfe neuer Arbeitsmethoden werden wir weder die Produktivität steigern, noch die Zunahme an krankmachendem Stress und permanenter Überforderung lösen.
New Work als Lösung für die Herausforderungen der Zukunft der Arbeit?
Für eine Studie zum Thema „Betriebliches Gesundheitsmanagement 2018“ der pronova BKK wurden bundesweit 1.650 Arbeitnehmer*innen repräsentativ befragt. Die Ergebnisse zeigen:
„Fast neun von zehn Deutschen sind von ihrer Arbeit gestresst. Und das teilweise so stark, dass bereits Warnzeichen für ein Burn-out auftreten. Mehr als die Hälfte der Arbeitnehmer leidet zumindest hin und wieder unter Rückenschmerzen, anhaltender Müdigkeit, innerer Anspannung, Lustlosigkeit oder Schlafstörungen. Zeitdruck und emotionaler Stress belasten am stärksten.“
Pronova BKK 2018
Emotionaler Stress beginnt oft mit dem Gefühl, nicht geschätzt, beachtet, gehört und verstanden zu werden. Wenn wir von emotionalem Stress sprechen, dann sprechen wir von unterschiedlichen Stressoren:
- Sensorischer Stress, der ausgelöst wird durch Reizüberflutung, übermäßigem Konsum von digitalen Medien und Schlafmangel.
- Mentaler Stress, der ausgelöst wird durch kognitiven Stress, berufliche Belastung und verstärkte Arbeitsintensität mit übermäßiger Informationsverarbeitung.
- Psychischer Stress, der entstehen kann durch soziale Vereinzelung, Konkurrenzdruck, mangelnde Anerkennung und Zukunftsängste.
(Stressoren, Quelle: Neurolab)
Diese Stressoren verschwinden nicht einfach so, nur weil wir mit neuen Methoden arbeiten. Wir müssen uns den zutiefst menschlichen Problemen der heutigen Zeit widmen.
Ursachen verstehen, statt Symptome zu bekämpfen
Als Individuen müssen wir verstehen, wie wir es mit unserer menschlichen Begrenztheit schaffen, die immer größer werdende Dichte an Informationen durch bewusste Abgrenzungsmechanismen zu managen. Erst wenn wir den Menschen in den Mittelpunkt stellen, können wir tatsächlich eine Revolution der Arbeit erleben.
Dabei ist wichtig, dass die Verantwortung nicht beim Arbeitgeber alleine liegt, sondern dass wir alle lernen müssen, uns selbst besser zu regulieren und bewusst Grenzen zu ziehen. Dies gelingt über die Integration von Mini-Freiräumen in unseren Alltag zum Abschalten und Auftanken.
In vielen Bereichen unseres alltäglichen Lebens finden wir diesen Ansatz schon. So werden regelmäßig Artikel veröffentlicht zum Thema über Gleichgewicht des Körpers und der Seele. Spiritualität ist seit Beginn der Menschheit für viele Menschen zentral und Yoga Studios gibt es schon lange in jeder Stadt. In der Sportwissenschaft spricht man heute von Active Recovery und in der Medizin von einem holistischen Ansatz.
Balance als Grundlage des Lebens und der Arbeit
Alle dieser Modalitäten teilen den gleichen Ansatz: die Balance als Basis. Diesen notwendigen, tiefgreifenden Wandel müssen wir auch in Bezug auf unser Mindset lernen. Alte Glaubenssätze, unbewusste Handlungs- und Gedankenabläufe, die sich hinter unserem Autopilot-Modus verbergen, können erkannt, verstanden und verändert werden.
Dabei reicht es nicht auf den Feierabend zu warten! Freiräume im Alltag müssen sich durch alle 24 Stunden hindurch ziehen und nicht ausgelagert werden, in ein nicht mehr existierendes, persönliches Feierabend-, Ferien- oder Rentendasein. Zuviel Stress und zu wenig Zeit kombiniert mit mangelnder Klarheit müssen wahrgenommen und adressiert werden.
Wenn wir uns entscheiden uns ein neues Mindset anzutrainieren, brauchen wir keine Work-Life-Balance mehr. Mit einem neuen Mindset eignen wir uns eine Haltung an, mit der wir lebendig sind, im Privaten und in der Arbeit.
5 Schritte für das Mindset-Update
Die folgenden 5 Schritte können als Leitfaden dienen, für sich selbst an einem Systemupdate zu arbeiten, um somit weniger Stress und dafür mehr Lebendigkeit im Alltag zu erleben.
1. Seien Sie sich bewusst, dass alles mit einer Entscheidung beginnt.
Es gibt nichts, was wir nicht entscheiden. Wenn wir nicht handeln, dann entscheiden wir uns gegen eine Entscheidung. Die eigene Weiterentwicklung muss gewollt werden. Dafür braucht es ein JA.
Diese JA wiederum bring auch Verantwortung mit sich. Sie beginnen in Ihrem Rahmen, Verantwortung zu übernehmen, wie Sie Ihre Zeit einteilen und priorisieren, welche Gedanken Sie nachhängen oder welche Sie neu antrainieren möchten.
2. Trainieren Sie, wach zu sein.
Entwickeln Sie Achtsamkeit dafür, was in Ihrem Kopf los ist. Welche Gedanken oder Ängste treiben Sie an? Welche alten Handlungsmuster halten Sie gefangen? Welche Gedankenmuster halten Sie davon ab, zu wachsen? Lernen Sie, den eigenen Autopilot Modus zu unterbrechen.
3. Schauen Sie der Wahrheit ins Gesicht, auch wenn es unbequem ist.
Wagen Sie eine Analyse Ihrer Zeiträuber. Wie viel Zeit und Energie verbringen Sie unbewusst oder bewusst mit welchen Dingen?
4. Werden Sie sich Ihren Werten und Zielen bewusst.
Setzten Sie Filter nach dem Prinzip des ROI (Return on Investment): Was sind Ihre Werte? Welche Ziele sind Ihnen wichtig? Wofür wollen Sie Ihre Zeit investieren? Deckt sich Ihr Zeitinvestment mit Ihren Werten?
Das Return-on-Investment ist die Relation zwischen Investition und Gewinn. Betrachten Sie Ihre Zeit als Ihre Investition. Setzten Sie Ihre Zeit sinnvoll ein, damit Ihre Werte und Ziele (=Gewinn) Ihnen einen Mehrwert im alltäglichen Leben bringen. Sortieren Sie Tätigkeiten aus, die Ihnen keine Lebendigkeit schenken.
5. Tatsächliche Veränderung braucht tägliche Umsetzung. Fangen Sie an!
Richten Sie sich jeden Tag regelmäßig kleine Zeitfenster ein, in denen Sie bewusst Übungen machen, um den Autopilot-Modus auszutricksen und die eigene Komfortzone zu erweitern.
Ich traue jede*r einzelnen zu, sich des eigenen Verstandes zu bedienen, um sich weiterzuentwickeln. Besonders, wenn er*sie darin wohlwollend unterstützt wird.
„Achtsamkeit ist die Fähigkeit, in jedem Augenblick unseres täglichen Lebens wirklich präsent zu sein. (…) Achtsamkeit ist eine Art von Energie, die jedem Menschen zur Verfügung steht. Wenn wir sie pflegen, wird sie stark, wenn wir sie nicht üben, verkümmert sie.“
Thich Nhat Hanh
Über
Heike Kirchmann ist Architektin, Künstlerin und Raumschaffende für mehr Lebendigkeit und Kreativität im Alltag. Sie begleitet Menschen dabei, die oben genannten Schritte umzusetzen und sich selbst mehr Freiraum zu schaffen.
Hier geht es zu Ihrer Website: www.heike-kirchmann.com