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Nachdem ich nun schon viele Jahre immer mal wieder (neben dem Studium oder dem Job) kurz- oder längerfristig auch als freie Redakteurin und Moderatorin gearbeitet habe, ist nun endlich die Entscheidung gefallen: raus aus der Sicherheit, rein in die Selbstständigkeit. Als Mutter. Als Unter-30-Jährige. Als Sicherheitsfanatikerin.

Anfang letzten Jahres an einem Märzmorgen, 10 vor 8, kam der Moment, der mein Leben auf den Kopf stellen sollte. Ein eher zufällig gemachter Schwangerschaftstest stellte sich als positiv heraus (und die folgenden drei auch noch…). Heute bin ich Mutter eines einjährigen kleinen Jungen, der mein Leben bereichert. Und ich bin so froh, dass er einfach entschieden hat, zu uns zu stoßen – ohne, dass wir die Entscheidung hätten fällen müssen. Ich ging nach der Geburt in Elternzeit und zwar direkt ganze 12 Monate. Was mir gerne als unfeministisch vorgeworfen wird, hat bei mir einfach direkt Sinn gemacht. Ich sah das Jahr berufliche Auszeit als Chance, mir bewusst zu werden, was ich eigentlich will.

Seit einigen Jahren war ich nun in einer beruflichen Schiene, die zwar nett war, aber eigentlich nicht dem entsprach, von dem ich als Jugendliche und als Studentin träumte. Ich wähnte mich in einem goldenen Käfig: nette Kolleginnen und Kollegen, nette Projekte, nette Bezahlung… Aber irgendwie fehlte mir die Leidenschaft. Durch meine vorhergegangene Arbeit in verschiedenen Non-Profits, in Start Ups und ganz besonders auch bei academic experience Worldwide (als Gründerin), wusste ich, was leidenschaftliches Arbeiten bedeutet. Und genau danach sehnte ich mich.

Nun sollte dieses Jahr mir helfen, wieder zurück auf meinen Weg zu finden. Ich überlegte, in Teilzeit weiter zu machen. Ich überlegte, mit meinen Vorgesetzten nach Möglichkeiten zu suchen. Ich überlegte, meinen jugendlichen Leichtsinn einfach zu ignorieren. Doch all dies hatte keine Chance. Nachdem ich im August ein sehr nettes Gespräch mit einer selbstständigen Kommunikationsberaterin hatte, stand die Entscheidung fest: Ich würde kündigen und alles riskieren. Und das mit meinem kleinen Sohn.

Und genau so kam es. Nun bin ich offiziell ab dem 1.12. selbstständig mit Wertschatz Kommunikation unterwegs. Auf Basis von wertschätzender Kommunikation entwickle ich mit sozialen und ökologischen Institutionen und Unternehmen das passende Kommunikationskonzept. Ich verbinde dabei Storytelling mit Fundraising, klassischer PR und Employer Branding. Und all dies auf einer wertschätzenden Basis.

Seit Jahren beschäftige ich mich damit, dass im Marketing und im Fundraising leider gerade auch bei sozialen und ökologischen Institutionen Machthierarchien und Vorurteile verschärft werden. Dazu habe ich geforscht und auch aktiv versucht, dagegen an zu arbeiten. Etwa bei aeWorldwide, welches den Fokus darauf hat, das Bild des „Flüchtlings“ in den Medien zu beeinflussen.  Oftmals heißt es, dass die Darstellung von Stereotypen dem Fundraising zu Gute kommen würde. Doch das muss nicht so sein! Eine Organisation und auch ein Unternehmen wird viel glaubwürdiger, wenn es konsequent Werte vertritt, auf die man sich verlassen kann. Und dann spenden die Menschen auch nachhaltig und langfristig und suchen sich das Unternehmen als Arbeitgeber.

Ich habe eine große Leidenschaft für das Thema und bin sehr aufgeregt, dieses nun als meinen Job umzusetzen. Die ungläubigen Blicke, die mir immer wieder entgegen kommen („Was? Du gründest? Obwohl Du einen kleinen Sohn hast? Du hast doch jetzt Verantwortung!“), gehen natürlich nicht spurlos an mir vorbei. Doch ich finde es wichtig, sich als Frau und Mutter nicht verunsichern zu lassen. Denn ich glaube ganz fest daran, dass sich die Selbstständigkeit super mit meiner Rolle als Mutter vereinbaren lässt. Und ich werde die Schranken, die sich vor mir schließen werden, einfach so lange bearbeiten, bis sie sich wieder öffnen.